Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Großtrappe: Verbreitung. Aufenthalt. Bewegungen. 153

hörte aber, daß im Winter Trappenherden ſih einfänden, mindeſtens auf dem Durchzuge raſteten. Sarudnoi aber führt den Trappen als ſeltenen Brutvogel für Achal-teke an. Der Marquis Antinori erwähnt, daß im Fahre 1858 zu Burgas bei Warna eine Menge Trappen mit Stöcken totgeſhlagen wurden, und Leo Freiherr von Kalbermatten berihtet, daß am 15. Januar 1888 auf der Schlangeninſel im Shwarzen Meere bei Rauhfroſt Trappen in gleicher Weiſe erbeutet wurden; andere Forſcher, die in den Mittelmeerländern beobachteten, wiſſen von ähnlihem Auftreten ſtärkerer Trappenſhwärme zu berihten. Dagegen erfährt man nun auh wiederum allerorten, wo Trappen brüten, daß ſie während des Winters ihren ſommerlichen Wohnkreis nicht verlaſſen und bei hohem Schnee oft drückenden Mangel leiden müſſen. Gemeinſame Not trägt weſentli dazu bei, ſie zu vereinigen: zahlreihe Herden trifft man nur im Winter.

Waldige Gegenden meidet der Großtrappe ſtets, weil er in jedem Buſche einen Hinterhalt ſieht. Ebenſowenig naht er bei uns zu Lande bewohnten Gebäuden. Külz erzählt, daß ex in Eupatoria während anhaltender Kälte Heere von Trappen ſo niedrig über die Stadt hinziehen ſah, daß ein jeder nah Belieben von ſeiner Hausthür aus nah ihnen ſchießen konnte. Derartiges kommt in Deutſchland ſehr ſelten vor. Hier wählt der Großtrappe ſeinen bleibenden Aufenthalt auf jenen weiten Feldern, welche ihn ſchon von ferne die Ankunft eines Menſchen wahrnehmen laſſen, ſu<ht mit berehnendem Scharfſinne ſtets ſolche Stellen aus, welche keine De>ung bieten und läßt ſih überhaupt ſo leicht nicht täuſchen. Naumann erbaute ſih, um Trappen zu beobachten, Erdhütten auf geeigneten Feldſtücen, konnte ſie aber anfänglih monatelang nicht benußen, weil die Trappen ſo lange deren Nähe mieden, und mußte ſih au< ſpäter ſtets vor Tagesanbruch in ihnen einfinden, um ſeinen Zwe> zu erreichen. Fede Veränderung auf dem gewohnten Weideplaße, jedes Loch, welches. gegraben wird, fällt dem mißtrauiſchen Vogel auf und erſcheint ihm höchſt bedenklih. Regenwetter und Näſſe im Getreide, die ihm ſehr zuwider ſind, veranlaſſen ihn, gelegentlih auf Feldwegen und breiten Rainen zwiſchen A>erſtü>ken oder auf anſtoßenden Brachä>kern zu verweilen; aber ſobald er Gefahr ahnt, ſ<hleiht er wieder zu den ihn de>enden Halmen zurü>. Fm Winter wählt er ſi<h am liebſten ſolche Felder, welche ihm Nahrung verſprechen, insbeſondere alſo die mit Naps oder mit Wintergetreide beſtellten, und während dieſer Jahreszeit iſt er womöglich noch vorſichtiger als im Sommer, während deſſen ihm das hochaufgeſchoſſene Getreide gute De>ung gewährt. Nachtruhe hält er ſtets auf den entlegenſten Feldern, meiſt auf Brach- oder Stoppelä>kern, begibt ſi<h au< erſt in der Dämmerung nah ſolchen Pläßen und ſcheint hier abwe<hſelnd Wachen auszuſtellen, die für die Sicherheit der übrigen zu ſorgen haben. „Sowie der Morgen graut“, ſagt Naumann, „werden ſie ſhon wieder wah, erheben ſih von ihrem Lager, ſtre>en ſich behaglih, ſhlagen wohl auch ihre Flügel einigemal, gehen langſam hin und her und fliegen nun zuſammen, die älteſten und ſhwerſten zulezt, auf und den ſtets vom Nachtlager entfernten Futtierpläßen zu.“

Der Gang des Großtrappen iſt langſam und gemeſſen, verleiht daher dem Vogel eine gewiſſe Würde; doh kann er, wenn es Not thut, ſo eilig dahinrennen, daß ihn ein Hund nur mit Mühe einholt. Vor dem Auffliegen nimmt er einen kurzen, aus 2—8 Sprüngen beſtehenden Anlauf und erhebt ſi< nun, zwar nicht gerade ſ<hnell, aber doh ohne ſonderliche Anſtrengung in die Luft, ſhwingt ſich mit langſamen Flügelſhlägen weiter und ſtreicht, wenn er erſt eine gewiſſe Höhe erreiht hat, ſo raſh dahin, daß derjenige Jäger, welcher ihn mit der Büchſe erlegen will, ſeines Auges und ſeiner Waffe ſehr ſicher ſein muß. Naumann meint, daß ſich eine Krähe re<t anſtrengen müſſe, um dem fliegenden Trappen zu folgen; i< habe ihn aber niemals ſo ſchnell fliegen ſehen. Fm Fluge ſtre>t er den Hals gerade von ſi< und zieht die Beine an; der ſ{hwere Rumpf ſenkt ſi< aber hinten etwas