Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

160 Siebente Ordnung: Suchvögel; ſechſte Familie: Trappen.

dem kleineren Weibchen ſind die Kopfſeiten gelblich, Kehle und Gurgel weißrötlih, Vorderhals und Bruſt hellgelblih, ſ{hwarz geſtreift, die Mantelfedern ſtärker gefle>t als beim Männchen, die Oberflügelde>ſedern weiß, ſchwarz gefle>t, die Federn der Unterſeite weiß.

Vis zum Jahre 1870 durften wir den Zwergtrappen nicht zu den deutſchen Brutvögeln zählen. Er erſchien höchſtens gelegentli<h ſeiner Frühjahrs- und zumal der Herbſtwanderungen in unſerem Vaterlande, vielleicht häufiger, als wix annahmen, verweilte jedoch immer nur kurze Zeit im Lande und wanderte entweder dem Südweſten oder dem Oſten Curopas zu. Seit dem genannten Jahre hat er ſih auf dem waldentblößten, kahlen, hügeligen, aber fruhtbaren Thüringer Landſtriche, der zwiſchen den Städten Weißenſee, Kölleda, Erfurt, Langenſalza und Greußen liegt, angeſiedelt und ſpäter auh in Schleſien hier und da feſtgeſeßt. Daß er nicht ſofort ausgerottet wurde, verdanken wir vor allem dem Pfarrer Thienemann, der damals das in jener Gegend gelegene Dorf Gangloffſömmern bewohnte und kein Mittel unverſucht ließ, dem Vogel Schonung zu erwirken. Die Anzahl der in Thüringen wie in Schleſien brütenden Vögel hat ſi<h allmählih vermehrt; demungeachtet gehört unſer Trappe in Deutſchland noh immer zu den großen Seltenheiten. Auch ex iſt Steppenvogel; ſein eigentlihes Wohngebiet beginnt daher erſt da, wo die Steppe oder ihr ähnliche Landſtriche ihm paſſende Aufenthaltsorte gewähren, in Südungarn oder Südfrankreich, und erſtre>t ſih von hier aus einerſeits über die Türkei und Griechenland, Südrußland, ganz Mittel- und Weſtaſien, insbeſondere Turkiſtan, Jndien, Perſien, Kleinaſien und Syrien, anderſeits über Jtalien, Spanien und Nordweſtafrika. Fn Turkmenien brütet er nah Sarudnois und Alfred Walters Beobachtungen niht, wohl aber ſah Walter im März „ungeheure Scharen zwiſchen Kiſilarwar und Asfkfhabad von Weſten nah Oſten ziehen“. Beſonders häufig ſcheint er auf Sardinien zu leben; aber au< in Spanien kennt man ihn allenthalben als einen obſchon nicht zahlreih vorkommenden, ſo doh nirgends fehlenden Vogel. Fn den ruſſiſhen und ſibiriſchen Steppen, die man als Brennpunkt ſeines Verbreitungsgebietes anzuſehen hat, tritt er zuweilen, beſonders während der Zugzeit, maſſenhaft auf. „Jn den erſten Tagen des Frühlinges“/ ſagt Külz, „kommen die Zwergtrappen, hier zu Lande ſehr beliebte Gäſte, an, und zwar, als ob ſie ſih verabredet hätten, alle in einer Nacht einzutreffen; denn eines Tages ſieht man ihre Scharen überall, wo man tags vorher niht einen bemerken konnte. Anfangs halten ſie ſi<h in Haufen von zwölf Stück und darüber zuſammen; ſpäter d. h. ſhon wenige Wochen nah ihrer Ankunft, zerteilen ſie ſich in Paare.“ Ähnlich ſcheint es in Spanien zu ſein; denn au<h von hier aus tritt der Zwergtrappe in jedem Herbſte ſeine Reiſe an und erſcheint in jedem Frühlinge wieder. Gelegentlich dieſer Wanderungen beſucht ex die Atlasländer, überwintert wohl auh ſhon hier. Ägypten berührt er ſehr ſelten; ſoviel ih mich erinnere, iſt mix nur ein einziges Stü von ihm, und zwar in der Nähe von Alexandria, in die Hände gefallen.

Dex Zwergtrappe bindet ſih nicht ſo ſtreng wie ſein großer Verwandter an die Ebene, ſondern nimmt auch in hügeligen Gegenden ſeinen Stand. Fn Spanien wählt er vorzugsweiſe Weinberge zu ſeinem Aufenthalte, gleichviel ob ſie in der Ebene oder an einem Gehänge liegen; nächſtdem ſiedelt er ſi< in dem wüſtenhaſten „Campo“, und zwar in Gemeinſhaft mit dem Dicffuße an. Jn Ungarn bewohnt er die Pußta, in Südrußland und ganz Sibirien und Turkiſtan die Steppe. Jn Thüringen fallen ſeine Wohnpläßte, laut Thienemann, deſſen Freundlichkeit ih die nachſtehenden Angaben verdanke, mit denjenigen des Großtrappen zuſammen; aber auch hier zieht er Örtlichkeiten, die der Steppe ähneln, allen anderen vor. Wald meidet er ſo ängſtlich, daß er ſi<h weder in der Nähe eines Gehölzes feſtſetzt, noh darüber wegfliegt, es ſei denn, daß er etwa eine E>e abſhneide. Ausgedehnte Klee- und Eſparſettefelder ſind hier ſein Liellingsaufenthalt; dorthin begibt er ſih, nahdem er im Frühjahre aus dem warmen Süden zurü>gekehrt iſt. Sobald die Winterfaaten