Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Bewegungen. Nahrung. Fortpflanzung. 178

beſtimmten Zeit des Jahres ein, auf den Falklandinſeln, nah Abbott, Ende September, auf anderen Eilanden früher oder ſpäter, und nunmehr beginnt ein überaus reges Leben. Bennett, der die Macquarie-Juſel im ſüdlichen Stillen Weltmeere beſuchte, gibt eine lebendige Schilderung von dieſem Treiben. „Die Anzahl der Floſſentaucher“, ſagt er, „die ſi auf dieſer einen Stelle vereinigen, iſ unglaublih groß, und es erſcheint als reine Unmöglichkeit, abzuſchäßen, wie viele ungefähr verſammelt ſein mögen, weil Tag und Nacht hindur beſtändig etwa 30,000—40,000 Stü landen und ebenſo viele zu Waſſer gehen. Die am Lande befindlichen, die ein no< weit zahlreicheres Heer bilden, ſind geordnet wie ein Regiment Soldaten, und zwar niht bloß in Reihen, ſondern auh nach dem Alter. Die Jungen finden ſich an einem Orte, die mauſernden an einem anderen, die brütenden Weibcen an einem dritten und die freien Männchen an einem vierten. Die Auſſtellung wird auch ſo ſtreng innegehalten , daß jeder niht zu einem Haufen gehörige, alſo niht berechtigte Pinguin keine Aufnahme findet.“ Liardet, der längere Zeit auf den Falklandinſeln verweilte, beſtätigt Bennetts Bericht in allen Einzelheiten und ſchildert den überraſchenden Eindru>, den die Bewegung von Tauſenden, die auf einen engen Naum zuſammengedrängt ſind, auf den Beſchauer macht. An ſchönen Abenden erheben ſie, wenn die Abenddämmerung eintritt, ihre Stimme und ſchreien dann unaufhörlih, eine wahrhaft fürchterlihe Muſik hervorbringend, die in gewiſſer Entfernung Ähnlichkeit mit dem verworrenen Getöne einer zahlreihen Volksmaſſe hat. Vom Waſſer aus bilden ſie während der Brutzeit gerade Wege dur das Gras, die von allen Steinen und Pflanzenteilen gereinigt und ſo glatt und nett au8getreten werden, daß man ſie für Menſchenwerk hält. Solche Wege führen, nach Abbotts Beobachtung, auf den Falklandinſeln hier und da meilenweit in das Land.

Einzelne Arten graben ſi< zur Aufnahme ihrer Eier tiefe Höhlen. Hierzu wählen ſie ſi einen ebenen Plag und unterwühlen ihn nun in lauter Viere>e, weil die Linien ihrer Fußſteige ſih ſo viel wie immer möglich re<twinkelig dur<hſ{hneiden. Fedes Viere> dient als Niſtſtelle und wird ausgehöhlt. Das Neſt beſteht aus einer ba>ofenförmigen Röhre von verſchiedener, jedo<h niht unbeträchtlihher, zwiſchen 60 und 90 em ſchwankenden Tiefe. Dex Eingang iſt ziemli< weit, aber ſehr niedrig, die Höhle im Fnneren mit dem benach: barten unterirdiſhen Gange verbunden, ſo daß ſie ſi alſo in der Tiefe gegenſeitig Beſuche abſtatten können. Beſondere Wege führen um den Brutplaß herum und ſind ſo eben und glatt wie die Seitenwege und Straßen in unſeren Städten. Jedes Paar behauptet ſeine Nöhre, und alle, welche denſelben Brutplaß bewohnen, bilden eine Familie und gehorchen der geſellſhaftlihen Ordnung. Das Männchen ſißt neben dem brütenden Weibhen und ſ{lüpft, wenn dieſes das Neſt verläßt, ſelbſt hinein, um fortzubrüten, ſo daß das Ei niemals von beiden Gatten zugleih verlaſſen wird. Dies aber ſcheint auh nötig zu ſein, weil die Floſſentaucher ſih gegenſeitig um die Eier beſtehlen. Größere Arten treiben ihre Bemutterungsſucht ſo weit, daß ſie den ſhwächeren die Eier mit Gewalt wegnehmen. Es fann geſchehen, daß man Junge von mehreren Arten in einem Neſte beiſammen findet. Die Eier ähneln denen unſerer Gänſe und ſind auf grünlihem Grunde braun gefle>t. Alle Pinguine brüten mit Hingebung und verlaſſen das Neſt niht, wenn ein Menſch ſih nähert, ſondern wenden unter den ſonderbarſten und lächerlihſten Bewegungen den Kopf von der einen Seite zur anderen, um den Feind abzutreiben, bedienen ſih aber auch ihres S<hnabels, wenn dies nihts helfen will. Beim Brüten nehmen die Weibchen das Ei, nah Bennetts Verſicherung, zwiſchen die ſi faſt berührenden und mit der Bauchhaut verwa<hſenen Oberſchenkel und klemmen es hier ſo feſt ein, daß ſie, erſhre>t, es oft ziemlih weit mit ſi< fortſ<hleppen. Die Männchen gehen währenddem beſtändig ab und zu, d. h. nah dem Meere und wieder zurü>, um für das Weibchen und ſpäter für die Familie die nötige Nahrung herbeizuſchaffen, widmen ſih dieſer Aufgabe au< mit ſo viel