Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

174 " Achte Ordnung: Floſſentaucher; einzige Familie: Pinguine.

Eifer und Erfolg, daß ſie Gattin und Kind förmlih mäſten. Einzelne Arten brüten in ſeichten Mulden auf dem Boden und dicht nebeneinander: Abbott z. B. fand einen Brutplaß, der bei höchſtens 500 m Länge nur 50 m Breite einnahm; auf ihm aber lagen die Eier ſo dicht, daß es unmögli<h war, dazwiſchen zu gehen, ohne einzelne zu zerbrechen. „Zh habe mih“, fügt er hinzu, „gewundert, daß die Vögel, wenn ſie aufgeſchre>t werden, ihr Neſt wiederfinden, aber dies iſt der Fall; denn ſie gehen gerade nah ihrem Eie zu und bringen es mit der größten Sorgfalt wieder zwiſchen ihre Füße, gerade unter den Brutfle>en.“ Auf einzelnen Niſtpläßen brüten Scharben mitten unter den Floſſentauchern und ſtehlen ihnen auh wohl die wenigen Neſtſtoffe weg, die ſie ſi<h zuſammengeſchleppt haben; auf anderen Fnſeln miſchen ſi< Sturmtaucher unter ſie und leben anſcheinend in Frieden mit ihnen; auh mit Robben halten ſie gute Freundſchaft. Ob alle Arten unter Umſtänden ſich Niſthöhlen graben, oder ob dies nur einzelne thun, ſcheint mir zur Zeit noh niht genügend aufgeklärt zu ſein.

Die Fungen kommen in einem wolligen grauen Daunenkleide zur Welt und erhalten ſo viel Nahrung, daß ſie bald heranwachſen. „Fhre Eltern“, ſo ſchildert Fitzroy, „ſtellen ſih auf eine kleine Erhöhung, bringen ein lautes Geräuſch hervor, ein Mittelding zwiſchen Brüllen und Quaken, heben den Kopf in die Luft, als ob ſie der ganzen Floſſentaucherei eine Rede aus dem Stegreife halten wollten, und das Junge ſteht dicht dabei, aber ein klein wenig niedriger. Nachdem der alte Vogel etwa eine Minute lang geſhnattert hat, neigt er ſein Haupt herab, öffnet ſein Maul ſo weit wie möglich; das Junge ſte>t ſeinen Kopf da hinein, und es ſieht nun aus, als ob es 1 oder 2 Minuten lang ſauge. Das Geplärre wiederholt ſi<h, das Junge wird von neuem geaßzt, und ſo ſpinnt ſich der Vorgang ungefähr 10 Minuten lang fort.“ Nachdem die Jungen eine gewiſſe Größe erreicht haben, d. h. etwas mehr als halbwüchſig geworden ſind, wendet ſih alles dem Meere zu, und die Brutſtätte verödet bis auf wenige Nachzügler, die ſie ſi<h zum Ruheplage erkoren haben. Solche zurübleibende Pinguine beobachtete wenigſtens Abbott auf den Falklandinſeln. Außer dem Menſchen dürfte es wenige Geſchöpfe geben, die den Pinguinen feindli<h entgegentreten und ſie ernſtlih gefährden können. Die kleineren Arten mögen dann und wann in dem Rachen eines Raubfiſches ihr Grab finden, die größeren dur<h räuberiſche Seevögel ihrer Eier und kleinen Jungen beraubt werden; erhebliche Verluſte aber erleidet beider Beſtand gewiß niht. Der Menſch verfolgt auch ſie, um Fleiſh und Thran zu benutzen und um ihre Häute zu verwenden, ganz abgeſehen von der Mordſucht roher Schiffer, die ihnen zuweilen förmlihe Schlachten liefern.

Wie es zugeht, wenn ſi< Menſchen unter brütenden Floſſentauchern einfinden, haben uns Leſſon und Garnot beſchrieben. Das Schiff „Urania“ das unſere Forſcher trug, ſcheiterte an den Maluinen, und die Mannſchaft, die Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeſchi>t, ſolche zu ſuhen. Sie betraten auch die Pinguininſel, einen Brutplaz, der ungefähr 200,000 Floſſentaucher beherbergte, in der Hoffnung, dort Seehunde zu finden. Bei ihrer Annäherung, die no< in der Nacht erfolgte, ſoll ihnen ein fur<tbares Geſchrei entgegen; als es Tag wurde, ſahen ſie Tauſende von Vögeln am Ufer ſtehen, die alle mit einemmal aus vollem Halſe ſchrien. Jeder einzelne hat eine Stimme, die der des Eſels an Stärke kaum nachſteht; man mag ſi< alſo das Geſchrei vorſtellen, das dieſe Tauſende hervorbrachten. Als die Schiffer das Land betreten hatten, entflohen die Floſſentaucher ſo eilig wie möglih und verſhwanden teilweiſe im hohen Graſe, teilweiſe in ihren Röhren. Man bemerkte bald, daß ſie nur auf ihren Wegen fortliefen, ſtellte ſich dort auf und fonnte ſie nunmehr leiht ergreifen. Die Jagd wurde mit Stöcken betrieben und ſo oft wiederholt, wie nötig ſchien, um ſich mit Lebensmitteln zu verſorgen. Es wurden