Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Albatroſſe. — Möwenſturmvögel. 187

Eier ſind 12 cm lang und 8 em di>. Dem Beſucher des Brutplatzes verrät ſich der ſißende Albatros durch ſeinen weißen, vom Graſe abſtehenden Kopf ſhon von weitem. Er ſcheint während des Brütens zu ſchlafen oder verbirgt doh den Kopf oft unter den Flügeln. Bei Annäherung eines Feindes verteidigt er ſein Ci und will niht vom Neſte, bis man ihn dazu zwingt; dann watelt er wie ein im Brüten geſtörter Alk eine kurze Stre>e weit weg, ohne jedo< einen Verſu<h zum Davonfliegen zu machen. Sein größter Feind iſt eine freche NRaubmöwe; denn ſobald er vom Neſte aufſteht, ſtößt dieſer Näuber herab und frißt ihm ſein Ei; der Albatros kennt ſie auch ſehr wohl und klappert, wenn er ſie bemerkt, heftig mit dem Schnabel.

Es bedarf nur des Auswerfens einer ſtarken, mit Spe oder Fleiſch geköderten Angel, um ſich der Albatroſſe zu bemächtigen. Wenn einer von ihnen an die Angel gebiſſen hat und angezogen wird, umkreiſen ihn die anderen mit lautem, freiſhendem, unangenehmem Geſchrei. Der auf das Verde> gebrachte Vogel ift vollkommen hilflos und läßt ſi<h im Bewußtſein ſeiner Shwäche unglaublich viel gefallen, beißt aber doh zuweilen heftig um ſih. Gould bemerkt, daß die Angelung den Albatroſſen keinen Schmerz verurſache, da der Haken meiſt nur in die krumme, unempfindliche Hornſpize des Schnabels einſticht, höchſt ſelten aber wirkli< ein Tropfen Blut fließe. Dies mag auh dazu beitragen, daß ein frei gewordener Albatros ſich leicht wieder zum zweitenmal fängt. Schwerer hält es, dem zähen Leben des Vogels ein Ende zu machen. Die Matroſen bohren ihm eine lange Segelnadel in das Gehirn; dieſe Hinrichtung iſt aber eine langwierige Quälerei, und Tſ{hudi hat ſelbſt geſehen, daß ein Albatros mit einer 15 cm langen Nadel im Kopfe davonflog. Dagegen fann der Vogel durch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf vermittelſt eines Holzſtü>es faſt augenbli>lih getötet werden. Das harte und thranige Fleiſh wird von den Seeleuten bloß dann gegeſſen, wenn großer Mangel an friſchen Nahrungsmitteln herrſcht. Vor dem Kochen legt man den Körper erſt 24 Stunden und noch länger in Seewaſſer oder ſeßt ihn ebenſo lange Wind und Wetter aus, um den unangenehmen Geſchma> teilweiſe zu beſeitigen.

Die Möwenſturmvögel (Procellariinae), welche die zweite, den Kern der Geſamtheit umfaſſende Unterfamilie bilden, ſind kräftig gebaut, kurzhälſig und großköpfig, ihr Schnabel iſ kürzer als der Kopf, ſtark und hart, ſeitlih fo gefurcht, daß die Spiße wie abgeſeßt erſcheint, legtere oben und unten ſtark aufgeſhwungen, wodur< auf der Oberſeite ein ſehr gebogener Haken entſteht und am Unterſchnabel ſich eine ſtark hervortretende Ee bildet; die Scheiden greifen einigermaßen übereinander und ſind ſehr ſcharf; der Rachen öffnet ſi bis unter die Augen; die Naſenlöcher liegen in einer verwachſenen Nöhre auf dem Sthnabelfirſte und ſind der Länge nach in zwei Hälften geteilt; der Fuß iſt mittelgroß und ſtark, kurzläufig, ſeitlih zuſammengedrüt; ſeine drei Vorderzehen tragen volle Shwimmhäute, während die Hinterzehe nur dur eine kleine Warze angedeutet wird; die Flügel, unter deren Schwingen die erſte ausnahmslos die längſte iſt, ähneln denen der Möwen, find jedo< minder lang und ſpiziger; der aus 12—14 Federn beſtehende Shwanz iſt ſtark abgerundet. Das ſehr reichhaltige und weiche, auf der Oberſeite feſte, auf der unteren zer: ſ<hliſſene und einen dichten Pelz bildende Kleingefieder hat meiſt düſtere, nah Alter, Geſ<le<t und Jahreszeit wenig verſchiedene Färbung.

Alle Arten dieſer Unterfamilie ſind Weltmeervögel, halten aber in der Regel einen gewiſſen Verbreitungskreis ein. Jm heißen Gürtel treten ſie minder zahlrei auf als in dem gemäßigten und kalten beider Hälften, auf der ſüdlichen Halbkugel aber, entſprechend Der größeren Waſſerfläche, in viel bedeutenderer Anzahl als auf der nördlihhen. Sie ſind kaum