Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Eisſturmvogel. Teufelsſturmvogel. 191

Eine verwandte Art, der Teufelsſturmvogel (Procellaria haesitata, meridionalis, diabolica, breyirostris und Fherminieri, Fulmarus haesitatus und meridionalis, A estrelata haesítata und diabolica), der am häufigſten im Antillenmeere aufzutreten ſcheint, iſt wiederholt an den engliſchen und franzöſiſchen Küſten, ſelbſt in Unterungarn, erlegt worden. Die weiße Stirn wird dur< ſ{hmale Wellenlinien und kleine Fle>en von blaßbrauner Färbung gezeihnet, Scheitel, Geni> und Kopfſeiten ſind dunfel-, Hinterhals und Naten liht-, Unterrücken und Oberflügelde>en ſ{hwarzbraun, Oberrückenfedern mehr aſhgrau, Oberſchwanzde>en, Halsſeiten und Unterteile weiß, die Seiten braun, gräulich getrübt, die Unterſhwanzde>federn am Ende aſchgrau, die Schwingen an der Wurzel breit weiß, die Handſchwingen im übrigen ſchwarz, die Armſchwingen dunkelbraun, die merklich zugerundeten, ſhwarzbraunen Steuerfedern im Wurzeldrittel ebenfalls weiß. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz; der gelbe Fuß hat {warze Shwimmhäute. Die Länge beträgt 40, die Breite 100, die Fittichlänge 30, die Schwanzlänge 13 em.

Jm Fluge ſoll der Eisſturmvogel eine gewiſſe Ähnlichkeit mit manchen Möwen, insbeſondere mit den Elfenbeinmöwen, haben. Man ſicht ihn mit ausgebreiteten, faſt unbewegten Flügeln leicht über die erregten Wogen gleiten und ſo viel wie möglich denſelben Abſtand vom Waſſer einhalten, auh wa>er gegen den Sturm kämpfen und ſi nur ſelten ausruhen. Jm Schwimmen bekundet er viel Geſchi>k, badet ſih in den reißendſten Strömungen zwiſchen den Klippen oder rudert leiht über die Waſſerfläche; auf dem Lande hingegen zeigt er ih ſehr hilflos, und wenn er ſih zu Fuße bewegen ſoll, rutſht er mehr, als er geht, auf dem Laufe dahin. Die Stimme klingt ga>ernd wie „gägägägerr“, im Zorne fnarrend wie „karw“. Jn ſeinem Weſen unterſcheidet er ſih niht von anderen Arten der Familie. Vor dem Menſchen fürchtet er ſih niht, nähert ſih daher ohne Bedenken den Sciffen und mit wahrer Zudringlichkeit den Fiſhern oder Walfängern. „Beim Abſpe>en des Wales“ ſagt Holböll, „iſt er ſo dreiſt, daß man ihn zu Tauſenden mit Nudern und Bootshaken totſhlagen kann.“ Ähnliche Sorgloſigkeit zeigt er beim Neſte, von welchem er ſich faum vertreiben läßt. Gegen ſeinesgleichen iſt er geſellig, und ein einzelner wird von den Beobachtern immer als verſhlagener angeſehen. Um andere Vögel bekümmert er ſih wenig, obgleih er unter ihnen umherfliegt und auf denſelben Bergen mit ihnen brütet.

Die Walfänger behaupten, daß Spe> ſeine liebſte Nahrung ſei; ſorgfältige Beobachter, wie Faber, fanden, daß er allerlei Seetiere und nicht allein dieſe, ſondern zeitweilig auh das an den Klippen wachſende Löffelkraut verzehre. Faber lernte keinen Vogel außer ihm fennen, der Meduſen anrührt. Die Nahrung nimmt er entweder ſ{<webend vom Waſſer auf oder erſt, nahdem er ſi<h auf den Wellen niederließ; beim Zerlegen der Wale ſ<hwimmt er freſſend auf dem Waſſer hin und her. Obwohl er zu tauchen vermag, kann man ihn doh niht als Stoßtaucher bezeihnen, und deshalb gelingt es ihm au< wohl nur ſelten, ſchnelle und gewandte Tiere zu erbeuten. An Gefräßigkeit ſteht er hinter keinem ſeiner Verwandten zurüd.

Man hat ihn auf allen ho<hnordiſchen Fnſeln als Brutvogel gefunden, in Europa namentli<h auf St. Kilda, einer der Hebriden, und auf Jsland, außerdem auf Jan Mayen und Spigbergen.

Auf den Weſtmanöern bei Fsland iſt er, laut Faber, unter allen Brutvögeln der häufigſte, und ſeine Anzahl kann einigermaßen danach berechnet werden, daß die Einwohner wenigſtens 20,000 Junge ausnehmen; es brüten demnach mindeſtens 40/000 Stü daſelbſt. Jhre Anzahl nimmt aber alljährlich zu, weil viele von den Jungen nicht erreiht werden können, obwohl ſi<h die Vogler mit Hilfe von ſtarken Seilen an den Felswänden herablaſſen. „Mitten im März“, ſchildert Faber, „nähert ſih der Eisſturmvogel den Brutpläßen;