Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

196 Neunte Ordnung: Sturmvögel; einzige Familie: Sturmvögel.

Verwandten dur< kurzen, verhältnismäßig ſtarken Schnabel, ſehr lange, mit Stiefelſhuppen bekleidete langzehige Füße und kaum merklih ausgeſhnittenen Shwanz. Das Gefieder iſt rußſhwarz, ſ<hwa<h gräulih überflogen, das des Bürzels wie die Oberſchwanz- und ſeitlichen Unterſhwanzde>federn rein weiß; die Shwingen und Steuerfedern ſind tief ſhwarz, einige mittlere Oberflügelde>federn an der Spiße weiß. Das Auge iſt weiß, der Schnabel \{hwarz, der Fuß ebenfalls ſ{<warz, der innere Teil der Shwimmhäute aber gelb. Die Länge beträgt 19, die Breite 40, die Fittichlänge 15, die Schwanzlänge 8 em.

Alle Sturmſchwalben ſind vollendete Weltmeervögel und daher weit verbreitet. Sturmſ{<hwalbe, Sturmſegler und Meerläufer bewohnen mit Ausnahme des höchſten Nordens das - ganze Atlantiſche und ebenſo das Stille Meer; die Taubenſturmſhwalbe erwieſenermaßen nur das erſtere, insbeſondere den mittleren Teil; alle, namentlich die erſtgenannten, fommen daher an Europas Küſten vor. Auf der Nordſee bemerkt man ſie ſelten, auf der Oſtſee noh weniger und nur einzeln, im Eismeere häufiger, obgleich ſie hier nur zu gewiſſen Zeiten umherzuſhweifen ſcheinen. Für gewöhnlich leben ſie auf hoher See, ohne ſi<h dem Lande zu nahen; nah länger anhaltenden Stürmen ſieht man ſie jedoh zuweilen ebenſo häufig in deſſen Nähe wie während der Brutzeit; ja, es geſchieht, daß ganze Flüge von ihnen auf das Land verſchlagen werden und unter Umſtänden bis ins Fnnere fliegen, unzweifelhaft in der Abſicht, das Meer wieder aufzuſuchen. So verſchlagene Sturmvögel hat man wiederholt im Fnneren Deutſchlands und ſelbſt in der Schweiz beobachtet.

Die Sturmſchwalben ſind hauptſächlich bei Nacht thätig. Man ſieht ſie zwar auch zu allen Stunden des Tages, in voller Regſamkeit aber doch erſt mit Beginn der Dämmerung, hört ſie auh zu allen Stunden der Nacht. Fnmitten des Weltmeeres begegnet man ihnen einzeln, gewöhnlih aber in kleinen und größercn Geſellſchaften, bei ſtürmiſhem Wetter wie bei ſ{<hönem. Tagelang ſieht man ſie über den Wellen {<hweben, bald höher in der Luft dahinfliegend wie die Schwalben, bald unmittelbar über den Wogen, deren ſ{<hwankende Bewegungen ſie genau verfolgen, ohne je vom Waſſer berührt zu werden. Sie ſcheinen ſi< den Wellen förmlih anzuſchmiegen und wie dur< Zauberkraft in einem gewiſſen ſich gleih bleibenden Abſtande feſtgehalten zu werden. „Je heftiger der Wind“, ſo ſchildert Boje, „deſto weniger bemerkt man die Bewegung der Flügel. Der Vogel ſchwebt wie ein Shwärmer über Blumen ganz dicht über den Wellen, erſichtlih die Wogenthäler den Bergen vorziehend. Bald ſind es die trippelnden Füßchen, bald die Spiben der Schwingen, mit welchen er die Oberfläche berührt, und glei<hſam von ihr abprallt, ſtets mit dem Anſchein, als wolle er ſi ſeßen, und doh ſeßt er ſih niemals.“ Jhr Flügelſchlag iſt ſpärlich, aber kräftig, au<h ſehr mannigfaltig. Gewöhnlich ſieht man ſie ſi< mit ausgebreiteten Flügeln in der angegebenen Weiſe erhalten und kann dann minutenlang hinſehen, ohne einen einzigen Flügelſchlag zu bemerken; dann erheben ſie ſi< plöglih, bewegen die Shwingen raſh und heftig, nah Art der Segler, erheben ſih im Nu über die Oberfläche des Waſſers, ſhwenken ſih meiſterhaft nah allen Richtungen, ſtoßen ſchief auf die Wellen hernieder und nehmen ihre alte Stellung wieder an. Auf eine erſpähte Beute eilen ſie laufend zu, nehmen ſie mit dem Schnabel auf, und ſhweben dann wiederum weiter. Zum Schwimmen entſchließen ſie ſich ſo ſelten, daß ſogar die ſorgfältigſten Beobachter behauptet haben, ſie thäten es nie; es ſcheint auch, als ob ſie ſih wirkli bloß zum Ausruhen auf das Waſſer ſegen, nicht aber rudernd auf ihm weiter bewegen. Pechuel-Loeſche ſah die Sturmſhwalbe öfters ſehr zierlih und behutſam nah Futterbrökchen tauchen, die ihr zugeworfen wurden und dabei verſanken.

Jhre Flugkraft iſt außerordentlich groß. Sie fliegen buchſtäbli<h tagelang, ohne auszuruhen, oder ſie ruhen ſich aus, indem ſie eine andere Stellung annehmen, beiſpielsweiſe