Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

198 Neunte Ordnung: Sturmvögel; einzige Familie: Sturmvögel,

der Anbli> des Waſſers entzogen war. Jh trug ihn auf der offenen Straße auf freier Hand; er ſaß ſelbſt, als i< an der See ſtand, auf ihr no< unbeweglich: ſobald ih ihn abex in die Luft warf, flog er mit reißender Schnelligkeit gegen den Wind auf und ſuchte dann mit halbem Winde die weite See.

„Vielen Färingern war der Drunquiti bloß dem Namen nach bekannt, und zu berihten wußten ſie von ihm nux, daß ex unter der Erde in Löchern, nie aber außerhalb dieſer ſi<h auf dem Lande aufhalte. Solange ih auf den Faröer geweſen bin, habe ih ihn niemals nahe an der Küſte angetroffen, auf dem offenen Meere dagegen ungemein häufig, insbeſondere in der Nähe der Norderinſeln.

„Mehrere Wochen vorher, ehe die Sturmvögel zu brüten beginnen, begeben ſie ſich in die Höhlen und Rißen unweit der See. Hier graben ſie ihr Loch, ſo tief ſie können, in die Erde, oft bis 60 cm tief, verfertigen das Neſt aus einigen loſen Grashalmen und belegen es zu Ende des Juli mit einem einzigen runden weißen Eie. Zwar ſagte mir ein Färinger, daß er bei einem Neſte ſhon um Fohannis flügge Junge geſehen und um Michaelis abermals ſolche darin gefunden habe; dies kann jedo< nah allen gemachten Erfahrungen nicht der Fall ſein. Schon einige Zeit vorher, ehe der Vogel ſein Ei legt, rupft er ſich Federn vorn am Bauche zum Brutfle>en aus; ih fand lettere bei den meiſten von ihnen ſhon 8 Tage vor der Zeit des Eilegens. Über das Brüten ſelbſt und die Jungen kann ih aus eigner Erfahrung nichts mitteilen, vermute aber, daß die Eltern ſi<h im Brüten ablöſen, da nie mehr als ein alter Vogel auf dem Neſte gefunden wird und ih zu allen Tageszeiten beide Geſchlechter erhalten habe.“ Das Ei der Sturmſhwalbe hat einen Längsdurhmeſſer von 30 und einen Querdurhmeſſer von 23 mm.

Außex den Schmaroßermöwen greift im Meere kein anderer Vogel die Sturmſhwalben an. Wenn ſie ans Land verſchlagen werden, fallen ſie jedem Naben zur Beute, denn ſie erwarten den Feind, ohne ſih eigentlih zu verteidigen. Der Menſch verfolgt ſie niht, weil der Thrangeruch, der ihnen anhaftet, ſo heftig iſt, daß er ſelbſt den Nordländer abſchre>t. Doch gebrauchte man no< zu Grabas Zeiten die erlegten als Lampen, indem man ihnen einfah einen Docht durch den Körper zog und dieſen anzündete.

An das Enve der Familie ſtellen wir die Sturmtaucher (Puffininae), obgleich wir in ihnen ſehr begabte Sturmvögel zu erkennen haben. Die dieſer Unterfamilie angehörigen Arten kennzeichnen ſih dur< ſchlanken Leib, mittellangen, ſhlanïen, etwas ſ{<wächlichen Schnabel, deſſen Oberkiefer ſih mit ſeinem eingekeilten, ſtark aufgeſ<hwungenen und langen Haken über die ihm entſprehend gekrümmte Spige herabbiegt, und deſſen Naſenlöcher oben auf dem Firſte, nahe der S<hnabelwurzel, in einer breiten, platten Doppelröhre münden , weit hinten eingelenkte, große, breitfüßige Beine, verhältnismäßig furze Flügel, mehr oder minder langen, aus zwölf Federn gebildeten, zugerundeten Schwanz und glatt anliegendes, fettiges Gefieder.

Die Sturmtaucher, von welchen über 20 Arten beſchrieben wurden, verlaſſen das Meer ebenfalls nur, wenn ſie brüten wollen, nähern ſi<h dem Lande jedo< öfter und mehr als ihre Verwandten, kommen beiſpiel8weiſe gar niht ſelten bis in die Häfen herein. Gewöhnlih halten ſie ſi< in Trupps von 8—20 Stü>k zuſammen, die, gemeinſchaftlih jagend, einen gewiſſen Strich verfolgen; während der Brutzeit aber ſharen auch ſie ſi< in große Geſellſchaften, die einzelne Fnſeln förmlih bede>en können.

Jhre Nahrung beſteht hauptſählih in Fiſchen und Kopffüßern. Dem entſprehend findet man in ihren Magen keine thranige Flüſſigkeit wie bei den Sturmvögeln. Die