Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

| Zehnte Ordnung. Die Stoßvögel (Pelargornithes).

Bieles, was in früheren Vogelſyſtemen getrennt war, wird von Fürbringer mit Necht vereinigt, manches, was ſonſt zuſammenſtand, geſchieden. Das beſte Beiſpiel für die dur< Fürbringers Unterſuchungen und Vergleichungen herbeigeführte Umwälzung des Vogelſyſtems bieten die Stoßvögel, eine neue Ordnung, in welcher Fürbringer die Unterordnungen der Entenvögel, Steißfüßer und Würgvögel vereinigt. Die Unterordnung der | an der Spitze ſtehenden Würgvö gel (Ciconiiformes) wird gebildet aus den vier Sippſchaften der Fang- und Schreitvögel, der Nuderfüßer und Flamingos.

Obenan ſtehen die Fangvögel (A ccipitres), die mit den von Fürbringer als Rakenvögel erkannten Eulen die „Raubvögel“ früherer Syſteme bildeten.

Faſt alle hierher gehörigen Arten ernähren ſi ſo gut wie ausſ<ließli< von anderen Tieren, ſtellen ihnen eifrig nah und verfolgen ſie in länger oder kürzer währender Jagd in der Luft oder auf dem Boden, im Gezweige der Bäume oder ſelbſt im Waſſer, töten ſie, nachdem ſie ſie ergriffen haben, oder nehmen die von ihnen aufgefundenen Leichen in Beſitz, handeln mit einem Worte ganz nah Art der Raubſäugetiere.

Die Fangvögel ſind große, mittelgroße oder kleine Mitglieder ihrer Klaſſe. Wie bedeutend die Verſchiedenheit hierin aber auh ſein möge: das allgemeine Gepräge iſt ausnahmslos zu bemerken und der Fangvogel niht zu verkennen.

Es iſt niht ſ<wer, die Fangvögel im allgemeinen zu kennzeihnen. Fhr Leib hat mit dem der Papageien viel Ähnlichkeit. Er iſt kräftig, gedrungen, breitbrüſtig; ſeine Glieder ſind ungeachtet ihrer zuweilen faſt unverhältnismäßig erſcheinenden Länge ſtarë und verraten Fülle von Kraft. Der Kopf iſt groß, wohlgerundet, nur ausnahmsweiſe verlängert, der Hals gewöhnlih furz und kräftig, leßteres felbſt dann, wenn er ungewöhnliche Länge erreicht, der Rumpf kurz und, namentlich auf der Bruſtſeite, ſtark; die Arm- und Fußglieder zeigen dasſelbe Gepräge: und ſo würde ein Fangvogel au< dann noh leiht zu erfennen ſein, wenn man ihn betraten wollte, nachdem er ſeiner Waffen und ſeines Gez fieders beraubt worden. Und do<h machen ihn dieſe Waſſen hauptſächlich zu dem, was er iſt: ſie ſind das eigentli Bezeichnende an ihm. Der Schnabel ähnelt in mancher Hinſicht dem der Papageien. Auch er iſt kurz, auf dem Firſte des Oberkiefers ſtark gebogen und hafig übergefrümmt, auh ſeine Wurzel auf der Oberhälfte mit einer Wahhshaut bededt; der Oberſchnabel iſt jedo< breiter als der untere, den er umſchließt, und unbeweglich, der