Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Baumfalke. Eleonorenfalke. 237

Nackenfle>en größer als bei den Alten und gelblih von Farbe; die Unterſeite zeigt auf weißgelber Grundfarbe ſ{<hwarze Längsfle>en; der Unterleib, die Unterſhwanzde>federn und die Hoſen ſind gelblich, lebtere mit ſhwärzlihen Schaftfle>en gezeichnet.

Auf den Griechiſchen Fnſeln wird der Baumfalke durch den ihm im ganzen ähnlichen, aber ſehr veränderlichen, um ein Fünftel größeren und dunkler gefärbten, unterſeits auf lihtbraunem Grunde ſ{<warz gefle>ten Eleonorenfalken (Falco eleonorae, arcadicus, concolor, dichrous und radama, Dendrofalco eleonorae und arcadicus, Hypotriorchis

eleonorae) vertreten.

Curopa, vom mittleren Skandinavien, Südfinnland und Nordrußland an bis Griechenland und Spanien, beherbergt dieſen \{nellſten unſerer Cdelfalken als Brutvogel. Außerdem bewohnt er ganz Aſien vom Ural bis zum Amux, brütet aber auh, na<h Alfred Walter, an allen geeigneten Örtlichkeiten in Turkmenien. Nah Süden hin wird er ſeltener, iſt beiſpiel8weiſe in Ftalien bis jebt noh nirgends als Brutvogel nachgewieſen, ſondern immer nur gelegentlich ſeiner Wanderungen beobachtet worden und tritt während des Sommers ebenſo in Griechenland und Spanien nur ſehr vereinzelt auf, ſo daß die Grenzen ſeines Brutgebietes den Balkan, die Alpen und Pyrenäen nux ausnahmsweiſe überſchreiten. Auf dem Zuge berührt er Nordafrika höchſt ſelten, kommt aber noh auf den Kanariſchen Jnſeln regelmäßig vor; in Fndien hingegen erſcheint ex als Wintergaſt ziemlih häufig. Wirklich gemein ſoll er, laut Eversmann, in den Vorbergen und angrenzenden Steppen des Ural ſein. Fn Deutſchland zieht er Feldhölzer und namentlich Laubwälder allen anderen Örtlichkeiten vor; in ausgedehnten Waldungen wird er nur auf dem Zuge bemerkt. Ebenſo wie fol<he Wälder meidet er auh das Gebirge, beſucht es mindeſtens nur ausnahmsweiſe und immer nur einzeln. Häufig fann man ihn überhaupt niht nennen, als ſelten freilih auh niht bezeihnen. Fm ebenen Norddeutſchland findet man ihn regelmäßig, hier und da kaum ſeltener als den Turmfalken, im Hügellande wenigtens an allen geeigneten Stellen, immer aber nur einzeln, ſo daß der Standort eines Paares von dem eines anderen oft dur viele Kilometer getrennt ſein kann. Er iſt bei uns ein Sommervogel, der uns im September und Oktober regelmäßig verläßt und im April wieder zurü>kehrt. |

Ju ſeinem Betragen zeichnet ſih der Baumfalke in mancher Hinſicht vor anderen Edelfalken aus. „Er iſt“, ſagt mein Vater, „ein äußerſt munterer, fe>er und gewandter Raubvogel, der ſi in der Schnelligkeit ſeines Fluges mit jedem anderen meſſen kann. Sein Flug hat viel Ähnlichkeit mit dem der Schwalben. Er hält wie dieſe die Flügel meiſt ſichelförmig, breitet den Shwanz wenig und ähnelt in ſeiner ganzen Haltung dem Mauerſegler ſehr. Verläßt er einen Baum, dann ſtreicht er oft ganze Stre>en auf 300 bis 400 Sqritt weit, faſt ohne alle bemerkbare Flügelbewegung durch die Lüfte hin und niht etwa wie die Buſſarde oder Turmfalken langſam, ſondern ſehr geſ<hwind. Kommt er zu tief — denn er ſenkt ſih bei dieſem Hingleiten dur< die Luft merkli<h — dann koſtet es ihm nur wenige Flügelſchläge, und er hat ſeine vorige Höhe erreicht. So geht dieſer herrlihe Flug fort und entrüct den Falken in kurzer Zeit dem menſchlichen Auge. Jſſtt der gewöhnliche Flug ſ<hnell, ſo iſt er beim Verfolgen eines Vogels reißend. Wie ein Pfeil ſchießt der Baumfalke hinter einer Rauhſhwalbe her, und hat er freien Spielraum, ſie zu verfolgen, dann iſt ſie verloren. Wir ſahen das alte Männchen in niht großer Entfernung ſtoßen. Es hatte dem fleinen Vogel, den es verfolgte, die Höhe abgewonnen und dur ſ<hnellen Shhwingenſ<hlag den zum Stoße nötigen Schuß bekommen. Feßt legte es die Flügel zurüE, und nachdem es 10 m weit in ſchiefer Richtung hinabgefahren war, hatte