Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

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Schlangenbuſſard. Gaukler. 311

beſchreiben in bedeutender Höhe über dem Boden enge Kreiſe und ſtürzen ſi< dann plôßlih wieder niederwärts, das Weibchen in den Horſt, das Männchen diht daneben auf ſeinen Nuheſiß und Wachtpoſten. Beide Gatten brüten, nah Mechlenburg, 28 Tage lang, beide teilen ſih auh in Erziehung und Auffütterung der Zungen. Bei Gefahr trägt die beſorgte Mutter ihr Junges einem anderen Horſte zu: ſo beobachteten übereinſtimmend und voneinander gänzlih unabhängig Graf Wodzicki und die Jäger des Prinzen von Wied.

Fung aufgezogene Schlangenadler werden zahm und zutraulih; doh muß man ſi, um das zu erreichen, viel mit ihnen abgeben. Bei der Fütterung ſtürzen ſie ſich, laut E. von Homeyer, futterneidiſh mit weitem Sprunge auf die hingeworfenen Fleiſchſtü>e, legen ſih mit ausgebreiteten Flügeln darauf, ſ{hreien laut und wohlflingend „bli bli“, faſt wie ein Buſſard, und ſehen ſih mißtrauiſh um, als glaubten ſie, daß ihnen jeder andere Vogel die Nahrung wegnehmen wolle. Leider iſt es nicht ſo leicht, einen Schlangenbuſſard für den Käfig zu erhalten: ih habe nur zwei von ihnen in der Gefangenſchaft beobahten und bloß einen einzigen, noh dazu verwundeten, geraume Zeit pflegen können, bin daher niht im ſtande, ein richtiges Uxteil über den ebenſo ſeltenen wie auffallenden Vogel zu fällen. Mein Pflegling ſaß ſtill und ruhig auf einer Stelle und ſtarrte jeden, welcher ſi< ihm näherte, mit den großen gelben Augen an, ohne ſih weiter behelligen zu laſſen, mate daher den Eindru> eines geiſtig wenig begabten Vogels. Daß dem niht ſo iſt, beweiſen andere gefangene Schlangenbuſſarde zur Genüge. Ein jung dem Neſte entnommener Vogel dieſer Art, den Seid enſacher wiederholt beobahten konnte, war ungemein zahm, ſo daß er mit unverſchnittenen Flügeln frei im Hofe umherlaufen durfte, ließ ih von jedem, au< ihm fremden Menſchen anfaſſen und ſtreicheln, that Haushühnern nichts zuleide, fing aber Mäuſe und Ratten, trug ſie längere Zeit umher und verzehrte ſie mitunter, ließ auc ſeine Stimme oft vernehmen. :

Ganz Afrika, vom 16. Grade nördlicher Breite an bis zum Kaplande, bewohnt einer der merkwürdigſten aller Falfkenvögel, der in Geſtalt und Weſen noch vielfah an den Adler erz innert. Levaillant hat dieſem Vogel den bezeichnenden Namen Gaufler gegeben, Smith ihn mit Recht zum Vertreter einer beſonderen Gattung (Helotarsus) erhoben. Dieſe kennzeihnen kräftiger, gedrungen gebauter, kurzer Leib, kurzer Hals und großer Kopf mit na>ten Zügeln, kräftiger, ſtarkhakiger, ungezahnter Schnabel, kurze, aber ſtarke, di>beſchil: dete Läufe mit mittellangen Zehen, deren Nägel wenig gebogen und ſtumpf ſind, fehr lange Flügel, in welchen die zweite Schwinge die längſte, die dritte etwas länger als die erſte und dieſe länger als die vierte iſt, außerordentlich furzer Schwanz ſowie endlih auffallend reiches, aus großen, breiten Federn beſtehendes Gefieder.

Färbung und Zeichnung des Gauklers (Helotarsus ecaudatus, fasciatus, leuconotus und brachyurus, Falco, Theratopius und Circaëtus ecaudatus) find ebenſo auffallend wie ſeine Geſtalt. Ein ſ{hönes Mattſchwarz, Kopf, Hals, Hinterrü>en und die ganze Unterſeite einnehmend, ſticht lebhaft ab von dem hellkaſtanienbraunen Mantel, dem ebenſo gefärbten Schwanze, dem etwas lihteren Unterrücken ſowie einer breiten Flügelbinde, die dur< die im Gegenſaße zu den tiefſhwarzen erſten Handſhwingen gräulichbraunen, auf der Jnnenfahne weißen, mit breitem, ſhwarzem Endrande verzierten lezten vier Hand- und die ſämtlihen Armſhwingen gebildet wird. Die De>kfedern der Handſ{wingen ſind ſchwarz, die der Armſchwingen braunſchwarz mit braunem Endſaume, die übrigen Oberflügelde>federn düſterbraun, heller gerandet, die Unterflügelde>federn weiß.