Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

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Gaukler. Seeadler. 315

Eine weitverbreitete, in ſi ſharf abgeſchloſſene Gattung der Unterfamilie umfaßt die Seeadler (Haliaëtus). Die hierher zu zählenden Buſſarde ſind große, meiſt ſogar ſehr große Raubvögel mit ſehr ſtarkem und langem, auf und vor der Wachshaut wenig aufgeſhwungenem, vor ihr nach der ſcharf gekrümmten Spibe abwärts gebogenem Schnabel und kräftigen, nur zur Hälfte befiederten Fußwurzeln, gewaltigen Fängen, getrennten Zehen, langen, ſpizigen und ſehr gekrümmten Nägeln, großen S<hwebeflügeln, in welchen die dritte Schwungfeder die anderen überragt, und die, zuſammengelegt, beinahe das Ende des gewöhnlich mittellangen, breiten, mehr oder weniger abgerundeten Shwanzes erreichen, ſowie endlih ziemlih reichem Gefieder. Die Federn des Kopfes und Nakens ſind niht ſehr verlängert, aber ſcharf zugeſpißt. Ein mehr oder minder dunkles, lebhaftes oder düſteres Grau bildet die Grundfärbung; der Schwanz iſt gewöhnlih, der Kopf oft weiß.

An allen Seeküſten Europas lebt häufig der See- oder Meeradler, Haſen- und Gänſead!er, Fiſh- und Steingeier, Bein- und Steinbrecher, Óre der Dänen, Aſſa der Zsländer, Hafsöre der Schweden, Orel der Ruſſen, Merikotka der Finnen, Schometa der Araber (Haliaëtbus albicilla, nisus, orientalis, borealis, islandicus, groenlandicus, cinereus, funereus und brooki, Vultur und Aquila albicilla, Falco albicilla, albicaudus, ossífragus, pygargus und hinnularius), ein gewaltiger, je nah der Gegend in der Größe, weniger in der Färbung erheblich abändernder Adler von 85—95 em Länge, faſt 2,5 m Breite, 65—70 cm Fittih- und 30—32 cm Schwanzlänge. Der ausgefärbte Vogel iſt auf Kopf, Na>ken, Kehle und Oberhals licht fahlgraugelb, durch die düſter braune Färbung der Federwurzeln und die dunkeln Schaftſtriche undeutlich in die Länge gezeihnet; Oberrücken und Mantel ſind düſter erdbraun, alle Federn licht fahlgelblihgrau umrandet und dur dunkelbraune Schaftſtriche geziert, Unterrücken und Unterſeite einfarbig düſter erdbraun, nah dem Schwanze zu etwas dunkler, die Shwingen ſ{hwarzbraun, die Schäfte der Federn weißlich, die Armſchwingen liter braun als die Handſchwingen, die Federn des etwas zugerundeten Shwanzes endlih rein weiß. Vor der Mauſer pflegt das Gefieder bis zu Gelblichfahlgrau verſchoſſen zu ſein. Augenring, Schnabel, Wachshaut und Füße ſind erbſengelb. Junge Vögel unterſcheiden ſi< von den alten dur< dunkeln Kopf und Schwanz ſowie das vorherrſchend licht graubraune, infolge der dunkelbraunen Federenden überall ſtreifig gefle>te Kleingefieder. Fhr Augenſtern iſt braungelb, der Schnabel hornbläulih, der Fuß grünlichgelb.

Das Verbreitungsgebiet des Seeadlers fällt mit dem des Steinadlers faſt zuſammen Der mächtige Vogel bewohnt ganz Europa, als Brutvogel erwieſenermaßen Deutſchland, insbeſondere Oſt- und Weſtpreußen, Pommern, vielleicht auh einzelne Teile der Mark ſowie Me>lenburg, außerdem Schottland, Skandinavien, Nord- und Südrußland, Ungarn, Siebenbürgen, die Donautiefländer, die Türkei und Griechenland, Ftalien, Kleinaſien, Paläſtina und Ägypten, nah Oſten hin endlih ganz Nord- und Mittelſibirien. Fm öſt: lichen Küſtengebiete des Kaſpiſchen Meeres ſah Alfred Walter ihn häufig und im März mehrfa< au< am Amu Darja. Am Ob erſtre>t ſih ſein Brutgebiet anſcheinend nicht weiter ſüdlih als bis zum Norden des Altaigebirges, denn ſchon am oberen Jrtiſh wird ex dur den Bandſeeadler vertreten; nah Norden hin beobachtete ih ihn, ſoweit die Ufer des Ob bewaldet waren, wiederholt aber auh no< in der Tundra der Samojedenhalbinſel nördlih vom Ural und es läßt ſi< wohl annehmen, daß er ebenſo an den nördlihen Küſten der genannten Halbinſel gefunden wird, da er erwieſenermaßen auf Fsland, Spitbergen (?), Nowaja Semlja und anderſeits in Grönland vorkommt und von Middendorf no unter dem 75. Grade nördlicher Breite am Taimyr beobachtet wurde. Am Amur und im Norden Chinas iſt er häufig, da ſein Wohngebiet ſelbſt die japaniſchen Fnſeln in