Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Nilwaran. Bindenwaran. EIT

wähleriſhen Wanikas, die von den Mohammedanern der Oſtküſte als „Schweine“ bezeichnet werden, weil ſie das verſchiedenartigſte Getier eſſen, den JFnhalt der Därme geſchlacteter Rinder noch genießbar finden und in einem erlegten Raubvogel, ſei er au einer der ſtinfendſten Geier, ein ihnen zuſagendes Gericht ſehen, ſogar ſie weigerten ſich, von dem reinlichen Eiergerichte etwas über ihre Lippen zu bringen, obgleih Kerſten, um ihr Vorurteil zu bekämpfen, vor ihren Augen von leßterem aß.

Die Dauerhaftigkeit und Lebenszähigkeit, die der Waran mit den meiſten Eidechſen teilt, macht ihn für die Gefangenſchaft ſehr geeignet und ſein Wechſelleben zu Lande und Waſſer zu einem anziehenden oder doch auffallenden Bewohner eines entſprechend hergerichteten Käfigs.

Auf dem Feſtlande von Jndien, in Südchina und auf allen Eilanden bis zur Nordküſte von Auſtralien wird der Nilwaran dur< den Bindenwaran, der Kabaragoya der Singaleſen (Varanus salyator, Stellio und Hydrosaurus salyator, Tupinambis, Varanus, Monitor und Hydrosaurus biyittatus), vertreten, ein Zier, das ſi<h dur eine Längsreihe quer verbreiterter Schilde auf der Kopfoberſeite über jedem Auge und die nahe der Spige der Schnauze ſtehenden eiförmigen Naſenlöcher von jenem unterſcheidet. Die Oberſeite zeigt auf ſchwarzem Grunde in Reihen geordnete gelbe Punkte oder Augenfle>Œen: ein ſhwarzes Band verläuft längs der Schläfen und eine gelbe Vinde längs des Halſes; die Unterſeite iſt einfarbig gelb. Ausgewachſene Stücke erreihen 2,2 m Länge.

Obwohl hauptſählih auf den Malayiſchen Fnſeln, insbeſondere den Sunda-Fnſeln, den Philippinen und Molukken heimiſch, kommt der Bindenwaran doh auch auf dem oſtindiſchen Feſtlande nebſt Ceylon ſowie in Siam und China vor. Auf der Halbinſel von Malaka lernte ihn Cantor als ſehr häufigen Bewohner des hügeligen wie des ebenen Landes kennen. Während des Tages ſieht man ihn gewöhnlih im Gezweige größerer Bäume, die Flüſſe und Bäche überſchatten, auf Vögel und kleinere Eidechſen lauern oder Neſter plündern, geſtört aber ſofort, oft aus ſehr bedeutender Höhe, ins Waſſer hinabſpringen. Unter ihm günſtig erſcheinenden Umſtänden ſiedelt er ſih au< in nächſter Nähe menſchliher Wohnungen oder in dieſen ſelbſt an und wird dann zu einem dreiſten Räuber auf den Geflügelhöfen. So erfuhr E. von Martens von einem europäiſchen Pflanzer in der Gegend von Manila, daß ein „Krokodil“ unter ſeinem Hauſe lebe und bei Nacht hervorkomme, um Hühner zu rauben. Daß dieſes „Krokodil“ nur unſer Waran ſein konnte, unterlag für Martens feinem Zweifel. So unternehmend der Bindenwaran bei ſeinen Räubereien ſih zeigt, ſo ungeſcheut er in unmittelbarer Nachbarſchaft des Menſchen ſtiehlt und plündert, ſo ängſtlih ſucht er ſi jederzeit den Verfolgungen ſeitens des Herrn der Erde zu entziehen. Wenn man ihn auf ebenem Boden überraſcht, eilt er, laut Cantor, ſo ſchnell er zu laufen vermag, davon und womögli< ebenfalls dem Waſſer zu; ſeine Schnelligkeit iſt jedoch nicht ſo bedeutend, daß er niht von einem gewandten Manne überholt werden könnte. Ergriffen, wehrt er ſich auf das mutigſte mit Zähnen und Klauen, verſeßt auh mit ſeinem Shwanze fräftige Schläge.

Die Mitglieder tiefer ſtehender Kaſten bemächtigen ſih des Bindenwaranes gewöhnlich dur< Aufgraben ſeiner Höhlen und genießen dann das Fleiſch der glü>lih gewonnenen Beute mit Wohlgefallen. Eine in den Augen der Juder viel bedeutſamere Nolle aber ſpielt die Kabaragoya bei Bereitung der tödlichen Gifte, welche die Singaleſen noh heutigestags nur zu häufig verwenden. Nach einer Angabe, die Sir Emerſon Tennent gemacht wurde, verwendet man zur „Kabaratel“/ der gefürchtetſten aller Giftmiſhungen, Schlangen, namentli<h die Hutſhlange oder Cobra de Capello (Naja tripudians), die Tikpolonga (Vipera russelli) und die Carawilla (Ancistrodon lhypnale), indem man Einſchnitte in ihre