Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

118 Erſte Unterordnung: Eidechſen; ahte Familie: Warane.

Köpfe macht und ſie dann über einem Gefäße aufhängt, im Glauben, das ausfließende Gift auffangen zu können. Das ſo gewonnene Blut wird mit Arſenik und anderen Kraftmitteln vermiſht und das Ganze mit Hilfe von Kabaragoyas in einem Menſchenſchädel gekocht. Unſere Warane müſſen die Rolle der Tiere in Fauſts Hexenküche übernehmen. Sie werden von drei Seiten gegen das Feuer geſeßt, mit ihren Köpfen dieſem zugerichtet, feſtgebunden und mit Schlägen ſo lange gequält, bis ſie ziſchen, alſo gleihſam das Feuer anblaſen. Aller Speichel den ſie bei der Quälerei verlieren, wird ſorgſam geſammelt und dem kochenden Gebräue zugeſeßt. Leßtteres iſt fertig, ſobald ſih eine ölige Maſſe auf der Oberfläche zeigt. Es verſteht ſih ganz von ſelbſt, daß das Arſenik der eigentlih wirkſame Beſtandteil dieſes Giftes iſt; die unſchuldige Kabaragoya hat ſi< aber infolge dieſes Shwindels der Giftmiſcher einen ſo übeln Ruf erworben, daß man ſie gegenwärtig allgemein und in wahrhaft lächerlihem Grade fürchtet. Nach Art des Nilwaranes hält ſie ſich au< auf Ceylon vorzugsweiſe in der Nähe des Waſſers auf und flüchtet dieſem zu, ſobald ſie Gefahr wit: tert; beim Austro>nen der Wohngewäſſer aber ſieht ſie ſih zuweilen genötigt, Wanderungen über Land zu unternehmen, und bei dieſer Gelegenheit geſchieht es auh wohl, daß ſie ſih in der Nähe eines Wohnhauſes der Singaleſen erbli>en läßt oder ſogar dur< das Gehöft läuft. Ein ſolcher Vorfall gilt als ein ſ{<limmes Vorzeichen; man fürchtet nun Krankheit, Tod und anderes Unglück und ſucht bei den Kundigen Shut, um die übeln Folgen womöglih zu vereiteln. Dieſe erſcheinen, nachdem der wa>ere Gläubige ſich zu ihren gunſten etwas von dem gleisneriſchen Mammon dieſer Erde erleichtert hat, in der dur die Kabaragoya verunreinigten Hütte und beginnen einen Geſang, welcher der Hauptſache nah aus wenigen Worten beſteht und beſagen will, daß nunmehr alles Übel, welches die Kabaragoya verurſa<ht habe, unſchädlih gemacht fei.

Schon Herodot berichtet von einem „Landkrokodile“, das im Gebiete der libyſchen Wanderhirten lebe und den Eidechſen ähnlih ſehe; Proſper Alpin hält dasfelbe Tier für den „Scincus“ der Alten, von welchem man annahm, daß er ſih von gewürzreihen Pflanzen nähre, insbeſondere den Wermut liebe und dadurch ſtärkende Heilkräfte erhalte, während wir gegenwärtig mit demſelben Namen eine ganz andere Shuppenecſe bezeichnen. Gedachtes Landkrokodil iſt der Wüſtenwaran (Varanus griseus, Psammosaurus SCincus und grisgeus, Tupinambis arenarius und griseus, Varanus arenarius und sCcincnus, Monitor scincus), ein Waran, der ſih von den bisher genannten hauptſächlih durc feinen runden, ungekielten Shwanz, die ſchiefen, {hlißförmigen Naſenlöcher und die kleinen, breiten Schneidezähne unterſcheidet, oben auf graugelbem Grunde mit braunen Querſtreifen über Nücken und Schwanz gezeichnet iſt, ähnlih braune Streifen längs der Naenſeiten trägt, auf der Unterſeite aber einfa ſandgelb gefärbt iſt. Er erreicht etwa 1,3 m Länge.

Der Wüſtenwaran wird nur in den tro>enſten Teilen Nordafrikas und Südweſtaſiens, insbeſondere in den Wüſten gefunden. Jn Aſien bewohnt er das ganze Gebiet, das ſih vom Kaſpiſchen Meere oſtwärts bis Nordweſtindien erſtre>t und ſüdweſtlich bis Paläſtina und Arabien reiht. Er erwählt hier, wie ſein ſüdafrikaniſcher Verwandter, ſteinige Stellen, jagt jedoch zuweilen auch auf den ſandigen Ebenen zwiſchen den Felſenhügeln. Von den Arabern wird er mit Recht gefürchtet, weil er an Mut und Bosheit alle übrigen Eidechſen des Landes übertrifft, wenn man ihn im Freien überraſcht, ohne weiteres ſih zur Wehr ſtellt, mit Hilfe ſeines kräftigen Schwanzes meterho<h vom Boden aufſchnellt und dem Menſchen nah dem Geſichte oder gegen die Bruſt, den Neittieren aber nah dem Bauche ſpringt, hier ſi{h feſtbeißt, Kamele, Pferde und Eſel auf das äußerſte entſeßt und zum DurWhgehen verleitet. Seine Nahrung beſteht in dem verſchiedenſten Kleingetier: Wagler fand in dem Magen eines Wüſtenwaranes, den ex unterſuchte, außer zwei Kieſelſteinen von Haſelnußgröße