Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

120 Erſte Unterordnung: Eidechſen; achte Familie: Warane.

Stücken, deren Mageninhalt Walter prüfte, hatte das eine eine Wühle<hſe (Eumeces schneideri) gefreſſen, das zweite enthielt Reſte einer rieſengroßen Schabe (Blatta), einen Sïtorpion und eine Heuſchre>e ſowie Bruchſtücke eines Vogeleies, das dritte endlich hatte ſi<h mit ein oder zwei Händen voll Raupen der Deilephila Tlivornica und alecto geſättigt — „leßteres ein gar betrübliher Anbli> für einen leidenſchaftlihen Schmetterlingsjäger!“ Sarudnoi dagegen hat im Magen des Wüſtenwaranes Agamen und mehrfa<h Funge der eignen Art feſtſtellen können.

Auf dem Markte zu Kairo ſieht man nicht ſelten gefangene Wüſtenwarane in den Händen eines Hauis oder Schlangenbeſhwörers . der das den Städtern unbekannte Tier den Söhnen und Töchtern der begnadeten Hauptſtadt unter großem Aufwande von Redensarten und Gebärden vorführt, ihm die unglaublihſten Eigenſchaften andichtet und jo ſein kärgliches Brot zu gewinnen ſucht. Daß der kluge Schaumann dem biſſigen Geſchöpfe vorher die Zähne abgefeilt, ihm überhaupt dur< Mißhandlung den größten Teil ſeiner Kraft und Bosheit genommen hat, verſteht ſi< von ſelbſt; denn mit einer wirklichen Pflege ſeiner Tiere gibt ſih der Haui niht ab. Der Waran wie die Brillen- oder die Hornſ<lange werden zunächſt unſhädlih gemacht und hierauf ſo lange in Gefangenſchaft gehalten, wie ſie [etere ertragen. Jhr Käfig oder Behälter iſt ein einfacher Lederſa> oder eine mit Kleie angefüllte Kiſte, aus welcher ſie hervorgeholt werden, wenn die Gaukelei beginnen foll. Die „Arbeitstiere“ erhalten weder zu freſſen, no< zu trinken; denn der Haui erachtet es für beſſer, nah Bedürfnis neue einzufangen und dieſe abzurichten, als ſeine Einnahme dur< Ankauf von Fleiſch und anderweitigem Futter zu ſhmälern. Hinſichtlih des Wüſtenwaranes hat er mit ſolchen Anſichten niht ganz unrecht, weil die gefangenen Eidechſen dieſer Art ſelten freiwillig ans Futter gehen, alſo geſtopft werden müſſen, wenn man ihnen Nahrung beibringen will, dabei ihren Pfleger jedoh oft ſehr empfindli<h verwunden.

Jn den Augen der Beduinen gilt au< der Wüſtenwaran, wie alle größeren Echſen überhaupt, als ein Wild, das dur ſein le>eres Fleiſh die Fagd gut lohnt.

Vom vorigen weicht der in Süd- und Südoſtafrika lebende, neuerdings von A. Schen > au< in Deutſh-Südweſtafrika geſammelte Kapwaran (Varanus albigularis, Tupinambis, Monitor und Pachysaurus albogularis) dur< feine gedrungene Geſtalt, die kurze S<hnauze, den ſeitli<h nur leicht zuſammengedrü>ten, doppeltgekielten Shwanz und die kurzen, mit ungemein kräftigen Nägeln bewehrten Zehen ab und unterſcheidet ſih von ſeinen übrigen näheren Verwandten überdies durch ſeine kleinen Körperſhüppchen und die den Augen ungemein nahegerü>ten ſchiefen, ſ{lißförmigen Naſenlöcher. Das Tier erreicht, wenn es ſeine volle Größe erlangt hat, höchſtens 1,3 m Länge und iſt äuf graubraunem Grunde gelb gebändert und gefle>t, auf der Unterſeite lichter und in der Kehlgegend gelb: lihweiß gefärbt. Den Schwanz zieren braune und gelbliche Ringe.

Erſt A. Smith hat uns einigermaßen über die Lebensweiſe des Kapwaranes unter: richtet; Duméril und Bibron kannten noh niht einmal ſein Vaterland. Smith fand ihn im Norden des Kaplandes an Felſenwänden oder niedrigen Steinhügeln, in deren Spalten er ſi bei Gefahr zurü>zieht. Wenn er nicht mehr entrinnen kann, klammert er ſich an Steinen oder an der Felſenwand ſo feſt an, daß man ihn nur mit beträhtlicher Anſtrengung loßzureißen vermag. Ein erwachſenes Tier ſoll von einem einzelnen Manne ſelbſt dann niht abgeriſſen werden können, wenn man ihm vorher eine ſtarke Shnuxr um die hinteren Füße gebunden hat. „Jh habe geſehen“, ſagt Smith, „daß zwei Leute nötig waren, um einen erwa<hſenen Kapwaran loszuveißen, aber die Flucht ergreifen mußten, als ihre Anſtrengungen gelungen waren, weil das Tier ſih in demſelben Augenbli>e mit einer wahren Wut auf ſeine Feinde ſtürzte und dieſe mit heftigen Biſſen bedrohte. Nachdem es