Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

124 Erſte Unterordnung: Eidechſen; neunte Familie: Shienenechſen.

ſelten nahe auf den Leib kommen, ſtellt ſi< aber, einmal in die Enge getrieben, zu tapferer Gegenwehr, beißt äußerſt ſcharf, ſogar ſtarke Stiefel dur<h und ſ<hlägt na< den ihn angreifenden Hunden heſtig mit ſeinem kräftigen, muskeligen Shwanze. Jm Sitßen trägt er den Kopf hoh und gewährt deshalb einen eigentümlichen, aber angenehmen Anbli>/ deſſen Eindru> durch das feurige Auge erhöht wird; im Lauſen eilt er pfeilſchnell in gerader Richtung dahin, den Leib und den langen, auf dem Boden na<hſc<leifenden Shwanz \{<langenartig bewegend. Die Zunge iſt beſtändig in Bewegung; er züngelt, auh wenn er dazu durchaus keine Vexanlaſſung zu haben ſcheint. Eine Stimme hat unſer Gewährsmann niemals von ihm gehört, und als Fabel erklärt er die frühere Behauptung, daß der Teju vor anderen gefährlichen Tieren warnen ſolle.

Die Nahrung beſteht in allen kleineren lebenden Weſen, insbeſondere in Mäuſen, Fröſchen, Würmern, Kerbtieren, aber auh in Eiern und dergleichen. Der Prinz von Wied fand in dem Magen eines von ihm erlegten Tejus die Überreſte von Mäuſen und Kerbtieren, exfuhr auch, daß er Hühner auf den Höfen rauben ſolle; Shomburgf und R. Henſel beſtätigen das leztere und verſichern, daß man ihn in der Nähe der Gehöfte feine3wegs gern ſähe, weil ex niht nur den Eiern, ſondern auh jungem Federviehe eifrig nachſtelle. Die Eingeborenen Braſiliens ſagen, daß der Teju ſi< während der kalten Fahre8zeit in ſeinem Baue verkrieche, daſelbſt von einem geſammelten Vorrate von Früchten etwa 4 Monate lang lebe und hierauf, etwa im Auguſt, wieder zum Vorſchein komme; Henſel fand, daß er ſi< in Rio Grande do Sul während des Winters zurü>zieht und fich nur bei andauerndem und beſonders warmem Wetter im Freien zeigt. Da man geſehen hat, daß ſein Schwanz ſehr oft verſtümmelt iſt und dann wieder wächſt, hat man das Märchen erfunden, daß unſere Echſe während des Winterſchlafes, wenn der Fruhtvorrat zu früh aufgezehrt ſei, ſih den eignen Shwanz anfreſſe.

Über die Fortpflanzung hat Shomburgk einige Beobachtungen geſammelt. „Die Eier“, ſagt er „fand ih häufig in den großen, kegelförmigen Neſtern einer Termite, die dieſe niht nur in den Wäldern, ſondern auh an ſtumpf abgehauenen Bäumen in den Pflanzungen bis zu 1 m tief in den Erdboden anbaut. Der Salompenter höhlt ſolche Termitenneſter aus, verzehrt die Fnwohner und legt dann ſeine Eier, 50—60 an der Zahl, hinein; die runden Eingänge bricht er durc, ſo daß er, wenn er am Baumſtumpfe empor: frieht, bequem hineinſchlüpfen kann. Die weißen, ſehr hartſchaligen Eier erreichen, laut Henſel, bei großen alten Weibchen faſt die Länge von Taubeneievn, ſind aber ſ{<mäler und an beiden Enden abgeſtumpft.

Der Teju gehört zu den ſchädlichen Tieren, da er infolge ſeiner Dreiſtigkeit und Naubſucht ſi oft den menſhlihen Behauſungen nähert und hier auf Hühnerhöfen in höchſt unliebſamer Weiſe hauſt. Man verfolgt ihn ſchon deshalb, mehr noh aber ſeines all: gemein beliebten Fleiſches halber, überall mit einer gewiſſen Leidenſchaft, geht mit beſonders auf dieſe Jagdart geübten Hunden in den Wald, läßt durch dieſe ihn aufſuchen, in feine Höhle treiben, gräbt ihn aus und erſchlägt ihn dann oder ſchießt ihn, falls man dazu Zeit hat, mit Schrot. Die Hunde, die einen alten Teju überwältigen ſollen, dürfen nicht zu klein und müſſen wohl abgerihtet ſein, weil auh die großen, die in dieſer Jagd keine Erfahrung haben, dur< die Shwanzſchläge des Teju ſih verblüffen laſſen und in Der Regel beſchämt abziehen. Das Fleiſch gleicht, zugerichtet, dem Hühnerfleiſche, iſt weiß und wohlſ<hme>end und ſteht deshalb in hohem Nufe. Übrigens gebraucht man es niht allein zur Speiſe, ſondern auh als Heilmittel gegen Shlangenbiß; insbeſondere das Fett ſoll hiergegen Vorzügliches leiſten.

Schomburgk hielt einen Teju mehrere Monate lang im Käfige, hat ſih aber nicht mit ihm befreunden können. „Er war“, ſagt er, „ein ebenſo böſes wie biſſiges Tier, das