Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Teju. Ameive. 125

ſeine Wildheit nie ablegte. Er fraß nux Fleiſch und trank ebenſo häufig wie die Nattern, ſo daß er tägli ſeinen Trunk Waſſer erhalten mußte.“ Fh kann, nahdem ih Tejus jahrelang gepflegt habe, vorſtehende Angaben im weſentlichen beſtätigen, muß jedoch ſagen, daß ich trozdem zu meinen Gefangenen eine gewiſſe Zuneigung gewonnen habe. Fhr dreiſtes oder doh ſelbſtbewußtes Auftreten nimmt für ſie ein. Falls man für ihre unerläßlichen Bedürfniſſe gebührend ſorgt, ihnen namentlih die erforderliche Wärme und genügende Nahrung gewährt, gewöhnen ſie ſi< bald an den Käfig, bis zu einem gewiſſen Grade auh an den Pfleger, laſſen ſi jedo<h von leßterem niemals etwas gefallen, woraus ihnen Unbehagen erwächſt, ſondern wahren ſi< ihre Selbſtändigkeit, ihren Plaß und ihr Futter nötigen Falles dur kräftige Abwehr. Ungeſchi>te oder vollends unfreundliche Behandlung reizt ihren Zorn: ſie erheben dann den Kopf mehr als gewöhnlich, biegen ihn gleichzeitig etwas zurüE, ſhauen den Gegner funkelnden Auges an, laſſen ſi<h dur< nichts mehr einſchüchtern, ſpringen mit mächtigen, meterhohen Säßen auf ihren Feind los und beißen ſ<ließlih ſo heftig, daß der von ihnen wirklih gepa>te Mann ernſtlih verlebt, beiſpielsweiſe infolge des Biſſes wochenlang hand- und fußlahm werden kann. An ihre Nahrung ſtellen ſie nux inſofern Anſprüche, als ſie viel Futter verlangen. 100—200 œ mageres Rind- oder Pferdefleiſ<h werden von einem alten Teju im Laufe des Tages, ja während einer Mahlzeit verzehrt und befriedigen ſeine Bedürfniſſe auf niht mehr als 24 Stunden. Mit ihresgleichen vertragen ſi< Tejus ziemlih gut, obſchon es au< vorkommt, daß ein altes, biſſiges Männchen kein anderes in ſeiner Nähe duldet und ſhwächere tötet oder doch in gefahrbringender Weiſe beißt. Fn größeren, ſonnigen, wohldurhheizten Räumen gehaltene Elſen dieſer Art ſchreiten in der Gefangenſchaft au<h zur Fortpflanzung; ſelbſt im engeren Käfige legen ſie niht allzu ſelten Eier; doh iſt es, meines Wiſſens, noch niemand geglüct, lezteren Junge entſhlüpfen zu ſehen.

ZA

Unter dem Namen Ameiven (Ameiva) unterſcheidet man diejenigen Arten der Familie, welche einen rundlihen Shwanz ohne Kamm, weniger als 20 Längsreihen glatter Bauchſchilde und kleine, kegelförmige, ſeitlih zuſammengedrücte und an der Krone zweioder dreiza>ige Zähne haben. Die Zunge iſt in eine Scheide zurücßziehbar. Sie vertreten im mittleren und ſüdlihen Amerika die Stelle unſerer Eidechſen, leben im weſentlichen wie dieſe und werden au<h in Braſilien Eidechſen genannt.

Die gemeinſte und bekannteſte unter den 19 Gattungsgenoſſen iſ die Ameive (Ameiya surinamensÌìs, Lacerta graphica, litterata und gutturosa, Seps surinamensîis, Tejus ameiva, lateristriga und tritaeniatus, Ameiva lateristriga und yulgaris, Cnemidophorus praesignis), eine E<ſe von 388—53 cm Länge, wovon der Schwanz etwa 25—836 cm wegnimmt. Der Nücken ſieht grasgrün aus; die Seiten ſind auf grünem oder bräunlihem Grunde mit ſenkre<ht verlaufenden, hwarz und gelb gefle>ten Streifen gezeichnet. Bei jüngeren Tieren bemerkt man anſtatt dieſer Zeichnung einen breiten ſ{<warzen, hell eingefaßten Längsſtreifen. Den Bauch de>en 10—12 Längsreihen von Schilden.

Die Ameive kommt in ganz Südamerika, nördlih bis Nicaragua vor und iſt in den meiſten Gegenden ſehr gemein, hat ungefähr denſelben Aufenthalt wie der Teju, dieſelben Sitten, Lebensart, Nahrung und Fortpflanzung: ſie iſt, wie der Prinz von Wied ſagt, ein Teju in verjüngtem Maßſtabe. Fhren Aufenthalt wählt ſie ſi<h unter Sträuchern, im dürren Laube im Geſteine und in Felsklüften, in Erdhöhlen und unter altem Holze, am liebſten auf ſehr tro>denen und heißen Sand- oder Thonflähhen, in Guayana beſonders in Gärten, Pflanzungen oder auf ſonnigen, lihten Waldſtellen. Fn das Waſſer geht ſie