Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 298

260 Vierte Ordnung: Edelfiſche; dritte Familie: Karpfen.

Cyprinus cephalus und dobula, Abbildung S. 262), den gemeinſten Vertreter der in ganz Europa, in Aſien und in Nordamerika vertretenen Gruppe der Elten oder Eltfiſche, fenntlih an dem rundlihen Leibe, dem verhältnismäßig großen Kopfe, der kurzen Rü>en- und Afterfloſſe, den ziemlih großen Schuppen und den in doppelter Reihe zu 2 und 5 geſtellten Schlundzähnen, deren Kronen ſeitli<h zuſammengedrü>t und an der Spigze hakenförmig umgebogen ſind. Beim Döbel fällt die unverhältni8mäßige Größe des Kopfes beſonders auf; der hierauf bezügliche Name erſcheint alſo wohl begründet. Die Schnauze iſt niedergedrü>t, das in die Breite gezogene endſtändige Maul ſehr weit nah hinten geſpalten, der Leib faſt rund, der Nücken ſhwarzgrün, die Seite goldgelb oder ſilberweiß, der blaßrot ſhimmernde Bauch weiß gefärbt; Wangen und De>kelſtücke zeigen auf roſenrotem Grunde Goldglanz; die Lippen ſehen rötlih aus; Rü>ken- und Schwanzfloſſe ſind auf ſ{<hwärzli<hem Grunde rötlih überflogen, After- und Bruſtfloſſen hochrot, alle Shuppen am freien Rande und gegen ihre Mitte hin dur<h dunkle Farbſtoffablagerungen getrübt. Fn der Rü>enfloſſe ſtehen 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 16—17, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 7—9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge fann bis 60 ecm, das Gewicht 4 kg und darüber betragen.

In den Flüſſen und Seen Mitteleuropas, vom äußerſten Weſten an bis zum Ural gerechnet und vom Meere an bis zu 1000 m Höhe empor, gehört der Döbel zu den gemeinſten Fiſchen. Jn Großbritannien kommt er ſelten vor; wenigſtens erhielt Yarrell bloß ein einziges Stü>k. Solange er jung iſt, hält er ſi< zumeiſt in kleineren Bächen oder Flüſſen mit kieſigem und ſandigem Grunde auf, hier an langſamen Stellen zu Hunderten ſi< tummelnd und bei jedem Geräuſche pfeilſchnell entfliehend; im Alter bewohnt er Flüſſe und Seen, und zwar ſolche der Ebene wie des Mittelgebirges. Anfänglih beſteht ſeine Nahrung aus Würmern und aus Kerbtieren, die im Waſſer ſhwimmen, auf der Oberfläche treiben oder niedrig darüber hinziehen; ſpäter, wenn er mehr heranwächſt und tiefere Stellen aufſu<ht oder in größere Flüſſe und Seen wandert, wird er zu einen: Naubfiſche in des Wortes vollſter Bedeutung und ſtellt kleineren Fiſchen, Krebſen, Fröſchen, ja ſelbſt Mäuſen nach, weshalb er hier und da geradezu „Mäuſefreſſer“ genannt und mit einem Kater verglichen wird. Bei reichlicher Beute nimmt ex ſehr raſh, nah Angabe erfahrener Fiſcher jährlih um 500 & an Gewicht zu. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai und Juni und ſoll faſt 4 Wochen lang währen.

„Der Alet iſt“, wie ſchon der alte Gesner ſagt, „ein ungeahter fiſh, hat ein weih fleiſch, nichts deſto weniger iſt er niht unlieblih zu eſſen, abſonderlih wann ex groß und wol erwachſen. Ér iſt allezeit gut, außgenommen mitten im Sommer, iſt beſſer gebraten als geſotten, auß groſſen Flüſſen, friſhen Waſſern geſünder als auß den Seen oder Pfüßen. Sie ſollen au< auff die Faſten eingeſalßen und behalten werden. Dieſe Thier werden mit dem Angel und Aaß gefangen, mit Heuſchre>en, Fliegen, und Aletmu>en, welches groſſe ſhwarße Mücken ſind. Deßgleichen mit einem Stüklein von DWhſen-Hirn, umb den Angel gebunden. Man pflegt ſie auh mit Beeren und der Hand zu fangen.“ Gegenwärtig betreibt 1nan den Fang des Döbels wenigſtens da nicht beſonders, wo man andere, beſſere Fiſche erlangen kann. Dagegen ſeßt man ſie gern als Futterfiſhe in Teiche, in denen Huchen, Lachsforellen, Hechte, Zander und andere räuberiſche Edelfiſche gehalten werden; doch darf dies, wie He>el bemerkt, niht zur Zeit der Holunderblüte geſchehen, weil ſie dann erfahrungsmäßig an einem Hautausſchlage in Form wolliger Auswüchſe erkranken und abſterben. Jn Teichen ſind ſie überdies no< einem anderen Siehtume unterworfen: ſie magern ab, bekommen große Köpfe, tiefliegende Augen und hören zu wachſen auf. Fn dieſem Zuſtande müſſen ſie aus dem Teiche entfernt werden, da ihre Krankheit auf andere Fiſche anſte>end wirkt.