Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 426
386 Vierte Ordnung: Edelfiſche; ſiebenundzwanzigſte Familie: Na>taale.
Mit Netzen läßt ſi< der ausnehmend bewegliche Zitteraal ſ{hwer fangen, weil er ſi, glei den Sélangen, in den S<hlamm eingräbt. Die Wurzeln der Piscidea erythrina, der Tacquinia armillaris und einiger Arten von Phyllanthus haben die Eigenſchaft, daß ſie, in einen Teich geworfen, die Tiere darin berauſchen oder betäuben: dieſes Mittel, den ſogenannten Barbasco, wollten wir anwenden, weil die Zitteraale dadur<h geſ<wä<ht worden wären. Da ſagten die Jndianer, ſie wollten mit Pferden fiſhen. Nicht lange, ſo kamen unſere Führer aus der Steppe zurü>, wo ſie ungezähmte Pferde und Maultiere zuſammengetrieben, brachten ihrer etwa 30 und jagten ſie ins Waſſer.
„Der ungewohnte Lärm vom Stampfen der Roſſe treibt die Fiſche aus dem Shlamme hervor und reizt ſie zum Angriffe. Der Kampf zwiſchen den ſo verſchiedenen Tieren gibt das maleriſ<ſte Bild. Die Jndianer mit Wurfſpeeren und langen, dünnen Rohrſtäben ſtellen ſi in dichter Reihe um den Teich; einige beſteigen die Bäume, deren Zweige ſi
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Dorab (Chirocentrus dorab). ?/¿o natürl. Größe.
wagerecht über die Waſſerfläche breiten. Durch ihr wildes Geſchrei und mit ihren langen Rohren ſcheuchen ſie die Pferde zurü>, wenn ſie ſi ans Ufer flüchten wollen. Die Zitteraale, betäubt vom Lärme, verteidigen ſi< dur<h wiederholte Schläge. Lange ſcheint es, als ſolle ihnen der Sieg verbleiben. Mehrere Pferde erliegen den unſichtbaren Streichen, von denen die weſentlichſten Organe allerwärts getroffen werden; betäubt von den ſtarken, unaufhörlichen Schlägen, ſinken ſie unter. Andere, ſ<hnaubend, mit geſträubter Mähne, wilde Angſt im ſtarren Auge, raſſen ſih wieder auf und ſuchen dem um ſie tobenden Ungewitter zu entkommen: ſie werden von den Fndianern ins Waſſer zurügetrieben. Einige aber entgehen der regen Wathſamkeit der Fiſcher: ſie gewinnen das Ufer, ſtraucheln jedo bei jedem Schritte und werfen ſih in den Sand, zum Tode erſchöpft, mit erſtarrten Gliedern. Ehe 5 Minuten vergingen, waren zwei Pferde ertrunken. Der 1,5 m lange Aal drängt ſih dem Pferde an den Bauch und gibt ihm nah der ganzen Länge ſeines elektriſchen Organes einen Schlag; das Herz, die Eingeweide und die Bauchnerven werden dadur< zumal betroffen. Derſelbe Fiſh wirkt ſo begreiflicherweiſe weit ſtärker auf ein Pferd als auf den Menſchen, wenn dieſer ihn nur mit der Hand oder dem Fuße berührt. Die Pferde werden ohne Zweifel niht totgeſchlagen, ſondern nur betäubt, ſie ertrinken, weil ſie ſich niht aufraffen können, ſolange der Kampf zwiſchen den anderen Pferden und den HZitteraalen fortdauert.