Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

20 Ein Blik auf das Leben der Geſamtheit,

vorausziehen 2c. Allen Wanderfiſchen gemein iſt die Ruhe- und Naſtloſigkeit: ſie ſcheinen niht freiwillig ſondern gezwungen zu reiſen.

Wenn die alten Morgenländer einen Begriff von der Anzahl der Eier eines einzigen Fiſches gehabt hätten, würden ſie die ihnen ſo erwünſchte Fruchtbarkeit des Weibes Wahrſcheinlih niht mit dem Weinſto>e ſondern mit der eines Fiſches verglichen oder dem Eri= vater Abraham dur den Mund des Engels ſo viele Nachkommen, wie der Fil ſie exseugt, gewünſcht haben. Die Fru<tbarkeit der einzelnen Mitglieder unſerer Klaſſe iſt allerdings verſchieden, meiſtens aber unglaublih groß. Lachſe und Forellen gehören zu den Arten, die wenige Eier legen; denn die Anzahl der letteren Überſteigt kaum 25,000; ſ{<on eine Shleie dagegen erzeugt etwa 70,000 ein Hecht 100 000, ein Barſh 300/000, ein Heilbutt über 3, ein Kabeljau über 9 Millionen Eier, ein Wels Stör oder Hauſen ebenfalls Millionen. Das Meer würde, ſo hat man geſagt, niht groß genug ſein, um alle Fiſche zu beherbergen, kämen ſämtliche Eier, die gelegt werden, aus, erreihten alle Ausgekommenen die Größe ihrer Eltern.

Während oder am Ende der Wanderung erwählen die Fiſche eine ihnen geeignet dünkende Stelle zum Ablegen ihrer Eier, Lachs und Forelle z. B. tieſigen, ſeicht überfluteten Grund andere [<lammigen Boden, andere dicht mit Pflanzen bewachſene Teile der Gewäſſer u. ſt. f., wogegen einzelne ¿zwiſchen Süßwaſſer- oder Meerpflanzen, in Felsſpalten oder an ähnlichen Orten ein förmliches Neſt herrihten und andere die Eier während Der Entwielung in den Mund oder in eigentümliche Taſchen aufnehmen. Unſere Flußfiſche laichen vorzugsweiſe in der Nacht, beſonders gern bei Mondſchein. Die Forelle höhlt vermittelſt ſeitlicher Bewegungen des Schwanzes eine ſeichte Vertiefung aus und legt in dieſe die Eier, worauf der Milchner erſcheint, um ſie zu beſamen; die Renken halten ſi paarweiſe zuſammen und ſpringen, Bauch gegen Bauch gekehrt, aus dem Waſſer empor, wobei ſie Laich und Milch gleichzeitig fahren laſſen; die Gründlinge \<wimmen raſ den Bächen entgegen, reiben ſi<h mit der Bauchfläche auf dem Kieſe und entledigen ſi< in dieſer Weiſe des Samens und ihrer Eier; die Hechte reiben ihre Leiber aneinander und ſchlagen, während ſie laichen, mit den Schwänzen; der Barſch und einzelne ſeiner Verwandten kleben die Eier an Waſſerpflanzen, Holz oder Steine; viele Meerfiſche laichen, indem ſie im dihten Gedränge dahinſtreichen und zwar ſo, daß die von den höher ſ{hwinimenden Weibchen herabfallenden Eier in die von dem Samen der Männchen geſ<wängerte Waſſerſchicht gelangen müſſen.

Vedingungen zur Entwickelung ſind Wärme und Feuchtigkeit ſowie genügender Zutritt von friſcher Luft, da auh das ſih entwi>elnde Ei Sauerſtoff an ſi zieht und Kohlenſäure ausſcheidet. Je nah den Arten kann oder muß die erſprießliche Wärme eine ſehr verſchiedene ſein. Die Eier einzelner Fiſche entwideln ſih bei einer ſehr geringen