Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 471

Scherg. Hauſen. 429

der Bauchfloſſe 12 und 18, in der Afterfloſſe 13 und 16, in der Schwanzfloſſe 35 und 18 und 97 Strahlen.

Die Heimat beſchränkt ih auf das Schwarze und das Kaſpiſche Meer, von wo aus er in die verſchiedenen Zuflüſſe eintritt.

Unſere aegenwärtige Kenntnis des Lebens der Fiſche läßt uns annehmen, daß die verſchiedenartigen Störe im allgemeinen dieſelbe Lebensweiſe führen. Auch ſie ſind, wie bereits bemerfït, eigentlih Meeresbewohner und beſuchen die Flüſſe nur zeitweilig behufs ihrer Fortpflanzung oder aber, um in ihnen ihren Winterſchlaf zu halten. Wie ſie im Meere ſelbſt leben, bis zu welchen Tiefen ſie hier hinabſteigen, welhe Nahrung ſie ſih im Salzwaſſer ſuchen, wiſſen wir nicht; jedenfalls aber dürfte ſo viel feſtſtehen, daß ſie auh in der See weichſandigen oder ſhlammigen Grund jedem anderen Aufenthalsorte vorziehen und hier, wie ſie in den Strömen thun, halb eingebettet in die Bodendeke, langſam, eher friehend als ſ{<wimmend, ſi<h weiter bewegen, mit der ſpißzigen Schnauze den Shlamm und Sand aufſtöbern, mit den vorſtrebaren Lippen den Grund unterſuchen und die betreffende Nahrung aufnehmen. Fn den Magen derer, die bereits in die Flüſſe eingetreten waren, hat man neben der angegebenen tieriſhen Nahrung auch halb zerſeßte Pflanzenreſte gefunden; doh können dieſe auh zufällig mit in den Magen geraten ſein. Jedenfalls müſſen wir alle Störe zu den Raubfiſchen zählen; von einigen der bekannteren wiſſen wir gewiß, daß ſie während ihrer Laichzeit ebenfalls in den Flüſſen aufſteigenden Arten der Karpfenfamilie jagend folgen und ſi faſt aus\{<ließli<h von ihnen ernähren. Bei ihren Wanderungen erheben ſie ſi< übrigens in höhere Waſſerſchichten und bewegen ſih dann in ihnen verhältnismäßig raſh. Die Wanderungen geſchehen bei den verſchiedenen Arten ziemlich zu derſelben Zeit, vom März an bis zum Mai und im Spätherbſte nämlich, und zwar in Gefellſchaften, deren Anzahl je nah Örtlichkeit und Umſtänden we<ſelt. Fn den ſtark befiſhten Flüſſen haben alle Störe beträchtli<h abgenommen, und die Abnahme macht ſih um ſo bemerklicher, je mehr die Fanganſtalten ſi verbeſſern; in anderen Strömen hingegen finden ſie ſih no< immer ſehr häufig, weil man wegen der Größe dieſer Gewäſſer niht im ſtande iſt, ihnen überall na<hzuſpüren. Alle Störe gehören zu den fruchtbarſten Fiſchen, die man kennt. Von Hauſen wurden Weibchen gefangen, die bei 1400 kg Geſamtgewicht 400 kg ſchwere Eierſtö>e beſaßen. Die Eier werden von den aufſteigenden Fiſchen auf dem Grunde des Bodens abgelegt, worauf dieſe ziemlich raſh nah der See gzurückehren; die Jungen dagegen ſcheinen noh lange Zeit in den Flüſſen und Strömen zu verweilen, vielleicht das erſte und zweite Fahr ihres Lebens hier zuzubringen.

Das Fleiſch aller Störarten iſt wohlſ<hme>end, das einzelner dem der ſhmahafteſten Fiſche vollkommen ebenbürtig; es wird dem entſprechend au< überall geſucht und teils friſch, teils geſalzen und geräuchert gegeſſen. Bei den Alten ſtand der Stör in hohem Anſehen:

„Schicket den Acipenſer zu palatiniſhen Tiſchen,

Das ambroſiſhe Mahl ſhmüd>e das ſeltne Gericht“, läßt Martial fi<h vernehmen. Von reichen Gaſtgebern Noms wurde der Fiſh ſ{hön ausgeſ<hmüd>t, mit Blumen bekränzt auf die Tafel gebraht. Jn Griechenland galt ex als die edelſte Speiſe; in China wurde ſein Verwandter (Acipenser sinensis) für die Tafel des Kaiſers aufgeſpart; in England und in Frankreich gehörte es zu den Vorrechten der Herrſcher und reiſten Adligen, Störe für den eignen Gebrauch zurüczuhalten: in Nußland iſt es wenig anders geweſen. Gleichwohl fängt man die Störarten weniger des Fleiſches als der Eier und der Schwimmblaſe halber. Aus den erſteren bereitet man bekfanntli<h den Kaviar, aus der letteren trefflichen Leim. Die Eierſtöcke, aus welchen man Kaviar