Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

28 Ein Blick auf das Leben dex Geſamtheit,

Küſtenfiſcherei.“ Der große Nuten, der dur derartige Unterſuchungen geſchafft worden iſt und noch erzielt werden wird, hat die preußiſche Regierung bewogen, nun auch auf der ſo günſtig gelegenen Fnſel Helgoland eine weitere biologiſche Station einzurihten.

Die Briten haben im Fiſchereibetriebe längſt alle übrigen Völker überflügelt. Nicht nur ihre Fiſcherei iſt die bedeutendſte, ſondern auh die Anſtalten zur Verſorgung der Binnenſtädte ſind ſo vorzüglich, daß man in ihnen viele Fiſche leichter zu kaufen bekommt als in den unmittelbar am Strande gelegenen Ortſchaften. Die hieraus ganz von ſelbſt ſih ergebenden Vorteile danken die Engländer ihrem mweitſihtigen Unternehmungsgeiſte, der jedes Hindernis aus dem Wege zu räumen ſucht und zu räumen weiß.

Die Seefiſher Großbritanniens landeten im Jahre 1890 in England und Wales 305,000, in Schottland 268,100, in Frland 39/950 Tonnen, im Ganzen 613/050 Tonnen im Meere erbeuteter Fiſhe im Werte von faſt 126 Millionen Mark. Von Schottland allein wurden in demſelben Jahre 14,352 Fahrzeuge mit 47,150 Mann Beſaßzung ausgeſendet, während am Lande noh 48,384 Menſchen mit der weiteren Zurichtung des eingebrachten Fanges beſchäftigt waren. Jm Jahre 1887 betrieben von Frankreich aus 24,226 Fahrzeuge mit einer Bemannung von 82,743 Köpfen die Seefiſherei und brachten, außer 588 Millionen Sardinen, 128/692 Tonnen Fiſche heim; der Geſamtfang hatte einen Wert von mehr als 61 Millionen Mark. Nah Brown Goode erbeuteten die Fiſcher der Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1876 im Meere über 970,000 Tonnen Fiſche im Werte von faſt 60 Millionen Mark; im Jahre 1880 waren daſelbſt, dem nämlichen Gewährsmanne zufolge, 6605 größere Fahrzeuge und 44/804 Boote, wobei allerdings die Auſternſiſcherei, Robbenſhlag, Walfang 2c. betreibenden Fahrzeuge mit eingerehnet ſind, in der Seefiſcherei beſchäftigt. Das ſo ſhwach bevölkerte Norwegen hatte im Jahre 1889 ſogar 31,937 Fahrzeuge mit 129,954 Mann auf der See, die faſt 59 Millionen Stü Kabeljaus, 3 Millionen Stü> Makrelen und 1,235 Millionen Hektoliter Heringe fingen. Abgeſehen von allen anderen Fiſchen hatte dieſe Ausbeute allein einen Wert von über 22 Millionen Mark. Holland ſandte im Jahre 1888 auf den Kabeljaufang 110 Fahrzeuge mit 1625 Mann, die 15,800 Tonnen heimbrachten, und auf den Heringsfang 455 Fahrzeuge mit 6497 Mann, die an 287 Millionen Heringe fingen; der Wert des Fanges an Kabeljaus und Heringen allein betrug über 3,5 Millionen Mark. Solchen Exrträgen gegenüber verſhwindet faſt der Anteil der Deutſchen an der Ausbeutung des Reichtums der See. Wegen der Unvollkommenheit der Statiſtik unſerer Seefiſcherei vermögen wir niht einmal den oben angeführten Zahlen entſprehende Geſamtwerte zum Vergleiche gegenüberzuſtellen. Fm Jahre 1886 war der Ertrag der Emdener Heringsfiſcherei, 15 Fahrzeuge, 302,045 Mark. Jn demſelben Jahre landeten die Finkenwärder Hochſeefiſcher, 176 Fahrzeuge, nah einer Berehnung von M. Lindeman für 897,032 Mark Fiſche, und 86 von der Weſtküſte Shleswig- Holſteins ausgehende Fahrzeuge für 341/594 Mark Seetiere, Hummern und Auſtern mit eingerehnet. Jm Jahre 1886 zählte die deutſche Hochſeefiſchereiflotte der Nordſeehäfen 400 Segler und 2 Dampfer mit 1429 Mann Beſazung, aber Anfang 1891 ſhon 448 Fahrzeuge, darunter 22 Dampfer, mit zuſammen 1763 Mann Beſaßung. Wenn ſih auh hieraus ein erfreulicher Beweis des Aufſchwunges unſerer Seefiſcherei ergibt, ſo bleibt doh noch ſehr viel zu wünſchen und zu erſtreben übrig; wir können nah lange niht einmal mit Hunderttauſenden rehnen, wo andere Völker mit Millionen re<nen.

Etwas beſſer ſieht es mit der deutſhen Süßwaſſerfiſcherei aus, namentli< in den Gegenden unſeres Vaterlandes, wo das katholiſhe Bekenntnis vorherrſcht. Allenthalben hat aber der ſchon erwähnte Fiſchereiverein bereits viel Gutes bewirkt, wenn auth erhebliche Fortſchritte erſt im Verlaufe eines längeren Zeitraumes zu verzeihnen ſein werden.