Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

34 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

verſenkte, daß es vollſtändig unter Waſſer ſtand. Solange die Fiſh<en noh von ihrem Dotterſa>e zehren, liegen ſie faſt bewegungslcs am Grunde: ſowie das Bedürſnis nah Nahrung eintritt, regen ſih bei ihnen auh ſchon die entſchiedenſten Raubgelüſte. Jett werden ihnen alle oben genannten Tierchen zur Beute. Jm Freien müſſen ſie ſih ihre Beute ſelbſt erwerben; in dem ihnen vom Züchter angewieſenen engen Raume hat jener zu ſorgen und, da es ſeine Schwierigkeit hat, ihnen das natürliche Futter zu verſchaffen, ſie dur ein Erſaßſutter zu ernähren. Hierzu eignet ſi< am beſten getro>netes und fein geraſpeltes Rind- Schaf- oder Pferdefleiſch, der ebenſo zu behandelnde, von den genannten Tieren herſtammende Blutkuchen das Hirn und Eidotter; nur muß daë lettere ſtets in ſehr geringer Menge gegeben werden. Von dieſer Nahrung wirft man mehrmals täglich einige Meſſerſpizen auf das Waſſer und beobachtet nun den Abgang, um die erforderliche, ſtetig wachſende Menge des Futters feſtzuſtellen. Sind die kleinen Lachſe bereits etwas herangewachſen, ſo fügt man Ameiſenpuppen, weiße Würmer und nach und nah alle dem Züchter bekannten oder unbekannten Würmer und Kerbtiere hinzu, ſo viele man erlangen Fann. Während der Fütterung mit dem gedachten Erſabfutter, die ſo lange fortgeſett werden muß, wie man die Fiſchen in engeren Veden hält, hat man vor allen Dingen darauf zu ſehen, daß der Strom des durchgehenden Waſſers kräftig genug iſt, weil im entgegengeſeßten Falle ſih leiht ein aus dieſen Stoffen beſtehender Bodenſaß bildet, beim Verfaulen einen ſ<leimigen Überzug des Bodens hervorruft und vielen Fiſhen den Tod bringt. Nach allen bis jeßt geſammelten Erfahrungen erſcheint es überhaupt am vorteilhafteſten, die ausgeſhlüpften Fiſhchen, ſobald es die Witterung erlaubt, in einen verhältnismäßig großen, gut gereinigten Teich oder, falls man darüber verfügt, in Wieſengräben, die mit Quellwaſſer geſpeiſt werden, zu bringen. Hier wie dort geht zwar die Hälfte der eingeſeßten Fiſchchen verloren; es wird jedoh dur jenes Verfahren ſo viel an Arbeitskraft erſpart, daß der Verluſt ſich mehr als ausgleiht. Nachdem die Fiſhchen endlich die geeignete Größe erlangt haben, übergibt man ſie den Gewäſſern, worin ſie ſpäter leben ſollen.

Obwohl die künſtliche Fiſchzucht, der M. von dem Borne ein vielverbreitetes BU<Ó< gewidmet hat, erſt ſeit verhältnismäßig kurzer Zeit ausgeführt wird, laſſen ſih ihre Exrgebniſſe gegenwärtig doh ſchon re<ht günſtig beurteilen. Es darf wohl behauptet werden, daß ſie eins der erfolgreichſten Hilfsmittel zur Vermehrung unſeres geſunkenen Fiſhbeſtandes geworden iſt und in noh viel höherem Grade werden wird.

Man kennt etwa 9000 der Gegenwart angehörige und über 1000 vorweltliche Fiſche. Über die Rangordnung der Fiſche kann man ſehr verſchiedener Anſicht ſein. Die Begrenzung der Drdnungen, Familien und Gattungen iſt ſehr ſchwierig und keineswegs no< mit vollkommener Sicherheit feſtgeſtellt. Die im Nachſtehenden getroffene Einteilung, worin wir durhweg A. Günther folgen, entſpricht im weſentlichen der von den meiſten Fiſchkundigen geteilten Auffaſſung. Danach zerfällt die Klaſſe zunächſt in fünf Unterklaſſen, die der Knochenfiſche, Knorpelfiſche, Lurhfiſhe, Nundmäuler und Röhrenherzen. Hae>el ſtellt die leßteren niht nur den anderen Fiſchen, ſondern auh ſämtlichen übrigen Wirbeltieren, die er als Schädeltiere zuſammenfaßt, als Schädelloſe gegenüber. Ebenſo teilt er die Schädeltiere in Nundmäuler und Kiefermündige, die lebteren in Fiſche, Lurchfiſhe, Lurche, Kriechtiere, Säuger und Vögel ein und hat damit wohl das Richtige getroffen. Herrſchenden Anſchauungen entſprechend, bringen wir die RNöhrenherzen, Rundmäuler und Lurchfiſche einſtweilen noh bei den Fiſchen unter.