Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 764

684 Erſte Ordnung: Gliederſpinnen; zweite Familie: Skorpione.

Paare ſtoßen in der Mittellinie des Körpers zuſammen, während die no< übrigen zwei Paare auseinander gerüd>t ſind und ein bei den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden geſtaltetes Bruſtbein zwiſchen ſi< aufnehmen. Alle a<ht laufen in je zwei Klauen aus. Wenn die Scheren auf den erſten Bli> lebhaft an die der Krebſe erinnern, ſo unterſcheiden ſie ſi< doh von dieſen weſentli<h dadur<, daß der äußere Finger gegen den mit der Hand verwachſenen inneren dur< ein Gelenk beweglich iſt, niht wie dort umgekehrt der innere Finger gegen den feſtgewachſenen äußeren. Die beiden Spißchen, welche die Begrenzung vor dem Vorderrande des Kopfbruſtſtü>es bilden, ſind die dreigliederigen, an der Spitze gleihfalls ſherenförmig endenden Kieferfühler. Der Numpf des Skorpions zerfällt in ein viere>iges, nah hinten etwas breiter werdendes ungeteiltes Kopfbruſttü und in einen 13gliederigen, von dieſem nicht abgeſeßten Hinterleib, deſſen ſechs lebten Ringe einen knotigen, in den gebogenen Giſtſtachel auslaufenden Schwanz bilden. Die doppelte Öffnung des die Giftdrüſen bergenden Stachels iſt mikroſkopiſ<h fein. An der Bauchſeite des erſten Hinterleibsgliedes liegen, von zwei Platten bede>t, die Geſhlehtsöffnungen, am Ende des nähſten Gliedes die ſogenannten Kämme (oberſter Teil von Fig. a). Es ſind dies an mehrgliederige \{<male Platten einem Kamme ähnlih gereihte Zähne, deren Anzahl nah den Arten und dem Alter einer und derſelben Art mehrfah \{<hwankt. Dieſelben enden am äußeren Rande ſaugnapfartig und ſind an oder zwiſchen ihren Wurzeln aus- und inwendig durch dreie>ige, tegelförmige oder kugelige Knöpfchen geſtüßt. Jhre eigentliche Bedeutung kennt man noh niht; von den aufgeſtellten Vermutungen haben die beiden, ſie möhten bei der Paarung verwendet werden oder zum Drehen des Körpers und zum Feſthalten an ſteilen, glatten Wänden, ſomit zur Unterſtüßung der Füße dienen, noh den größten Schein der Wahrheit für ſih. Hinter den beiden Kämmen, welche Feldſkorpion (Buthus ocecitanns): Feinem Skorpion fehlen, bemerkt man an den vier fol: © E E genden Bauchringen je ein Paar ſchräge Spaltöffnungen,

die nah den vier Paaren der faltigen Lungenſäe als die Luftlöcher führen. Stets oben auf dem Kopfbruſtſtük ſtehen die Augen, zwei größere, die Scheitelaugen, in der Nähe der Mittellinie, meiſt an den Außenſeiten zweier Längs8fanten 2—5 kleinere jederſeits des Randes, die in der Anzahl ſelbſt bei einer und derſelben Art, ja auf der reten und linken Seite nicht beſtändig zu ſein brauchen und, wenn ſie in einer Neihe ſtehen, als Haupt-Seitenaugen von anderen entfernteren oder anders gerichteten, den Neben-Seitenaugen, unterſchieden werden können. Übrigens bedarf es bei der körnigen Oberfläche des Kopfbruſtſtü>es großer Aufmerkſamkeit, um die Seitenaugen niht zu überſehen. Die Leibesbede>ung beſteht aus harten Chitinſchildern; auf jedem Gliede befindet ſi ein oberes und ein unteres, die mit ihrer Nachbarſchaft durh weiche Häute verbunden find, nur die des härteren Shwanzes machen hiervon eine Ausnahme. Die Oberfläche erſcheint glänzend oder matt, meiſt rauh, körnig oder warzig, mit Leiſten oder Kanten verſehen, ſtellenweiſe auh mit Borſten beſeßt. Als Farben kommen Blaßgelb dur<h Braun hindurch bis zum tiefſten Schwarz und höchſtens ſ<warze Zeichnungen auf lihtem Grunde vor. Das Männchen unterſcheidet ſi<h vom Weibchen dur< den längeren Schwangteil, breitere Scheren und zahlreihere Zähne an den Kämmen.