Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 783

Gemeine Vogelſpinne. Sauvages? Minierſpinne. 701

großen, in ><Form dicht zuſammengeſtellten aht Augen, die derben, lang und dicht behaarten Veine, deren vorderſtes Paar oft faſt ſo lang wie das längſte hinterſte iſt, und beim Männchen die weit hervortretenden, ſ{hraubenförmig gewundenen Samenüberträger jowie zwei gekrümmte Endhaken am zweiten Schienengliede des vorderſten Beinpaares.

Die Gattung Mygale nebſt wenigen anderen hat vier Lungenſäce, alſo auch vier Luftlöcher an der Bauchwurzel, nur vier Spinnwarzen, von denen zwei ſehr klein ſind, und vorgeſtre>te Kieferfühler, deren Klauenglied ſih na< unten, niht nach innen gegen das Grundglied umſchlägt; ſie bildet daher mit dieſen zuſammen im Gegenſaße zu dem übrigen Heere der Spinnen, bei denen nur zwei Lungenſä>e vorkommen, die Gruppe der Vierlungler (Tletrapneumones), aus welcher die ſogenannten Minierſpinnen (Cteniza) mit wenigen Arten in Europa, aber nur in deſſen Süden, vertreten ſind. Man erkennt dieſe außer am Gruppencharakter an den gegen die Spige verdünnten Füßen,

Sauvages’ Minierſpinne (Cteniza fódiens) in ihrer Röhre a Augenſtellung, ſtark vergrößert, b Deel von der Jnnenanſicht, c Eier. Natürliche Größe.

an einer Stachelreihe unterwärts dex Kieferfühler und an dem ovalen, hinten abgerundeten Rüenſchilde, deſſen mittlere Vertiefung, „Rücengrube“, U-förmig erſcheint; die Augen ſtehen ungefähr ebenſo wie bei der Buſchſpinne.

Sauvages’ Minierſpinne (Cteniza fodiens), wel<he wir in ihrem eigentümlichen, aber verkürzten und von der Seite geöffneten Bau hier erbli>en, hat einen rotbraunen, faſt na>ten Körper und ungefähr das Anſehen einer Kellerſpinne. Die beiden Schwänzhen an der Hinterleibsſpize, welche ſi< bei manchen Spinnen wieder finden, ſtellen die zwei oben erwähnten taſterartigen, keine Fäden enthaltenden Spinnwarzen dar; Figur a gibt Geſtalt, gegenſeitige Größe und Lage der Augen in der Vorderanſicht an. Dieſe Minierſpinne lebt vorzugsweiſe auf Corſica und ſucht ſich ihren Aufenthalt an einem ſteilen Abhang, welcher aus bindender Erde ohne Steine und ohne Graswu<s beſteht, das Anſammeln des Regenwaſſers alſo niht geſtattet. Hier gräbt ſie in wagere<hter Richtung einen bis 63 cm langen Gang, weit genug, um ſi< mit Bequemlichkeit darin bewegen zu können, und tapeziert ihn mit Seidengewebe aus, damit er niht zuſammenfalle. Fhre größte Kunſt bewährt ſie aber am Eingang dieſer Nöhre, welchen ſie dur< einen fkreisrunden, eingefalzten Deel verſchließt. Dieſer, von außen Erde, von innen ein zierliches Seidengewebe, ſteht an der Oberſeite wie dur eine Angel mit der Nöhre in Verbindung und fällt dur< ſeine eigne Schwere zu, wenn er geöffnet worden iſt. Was ſoll dieſe .Zhür, welche ſi< äußerlich von der Umgebung nicht unterſcheidet und bei ihrem Ver[<luß die Gegenwart eines ſolchen Baues gar niht ahnen läßt? Sauvages lernte ihre Bedeutung kennen. Er hatte eine ſolche Thür entde>t und wollte ſie mittels einer Nadel öffnen, fand aber zu ſeiner niht geringen Verwunderung merklihen Widerſtand. Eine Spalte ließ ihn im FJnneren eine Spinne erkennen, welche, auf dem Nücken liegend, ſih mit allen Kräften gegen die Wände der Nöhre ſtemmte und mit einigen Beinen den Dekelfeſthielt. Die {warzen Pünkthen am Rande der Thür, welche unſere Abbildung in Figur þ zeigt, geben die feinen Löcher im Gewebe an, welche zu dieſem Zwecke in