Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Bandwurmartiger Zungenwurm. Ufer-Spindelaſſel. 747

Fünfte Ordnung.

Die Krebs- oder Aſſelſpinuen (Pantopoda, Pycnogonidae).

Eine leine, noch in der Kürze zu betrahtende Gruppe von Spinnentieren iſt von Milne Edwards, dem wohlunterrihteten Krebskenner, zu den Kruſtentieren gere<hnet worden, und erſt in neuerer Zeit, nahdem man ihre Entwi>elung und den inneren Bau gründlicher erforſcht hat, fand man ſich veranlaßt, ſie an dieſen Plaß zu ſtellen. Die Aſſelſpinnen (Pycnogoniden) finden ſi< an den Meeresküſten unter Steinen, zwiſchen dem Seetang, mit welchem ſie ſi< umhertreiben laſſen, oder wohl auh angetlammert an andere Tiere und beſtehen der Hauptſache nah aus vielgliederigen Beinen, indem der Hinterleib faſt vollſtändig verſhwindet und der Vorderteil viergliederig und nur ſo weit entwidelt erſcheint, um den Gliedmaßen als Stüßpunkt zu dienen. Außerhalb eines kopfförmigen Saugrohres ſind die ſcherenartigen, zuweilen einfachen Kieferfühler eingelenkt, die man<mal ſamt dem erſten Kiefertaſterpaar gänzlih fehlen, während das folgende Paar der Taſter genau dem Bildungsgeſeße der übrigen Beine folgt, die aus 7—9 Gliedern beſtehen und in eine kräftige Klaue auslaufen. Am Vorderrande des in vier Teile zerfallenden Kopfbruſtſtückes bemerkt man, einem Höker aufſißend, vier einfahe Augen. — Der Darmkanal verläuft zwar in gerader Richtung vom Munde na< dem After, bildet aber trozdem keine8wegs ein einfahes Rohr, weil der ſehr enge Magen jederſeits mit fünf blindſa>artigen Ausſtülpungen verſehen iſt, von denen das erſte furze Paar in die Höhlung der Kieferfühler, jedes folgende bis in das drittlebte Glied der entſprehenden Beine hineinragt; ihre drüſenreihen Wandungen erſeßen die Stelle einer Leber. Welche Bedeutung für dieſe „nur Bein“ darſtellenden Spinnen (Pantopoden) die Beine haben, erhellt weiter aus der Lage der Geſchlehtswerkzeuge, welche beim Männchen und Weibchen in dem vierten oder ſünften Gliede eines jeden Beines liegen, mithin ahtfa< vorhanden ſind. Während die Samenflüſſigkeit an der Spitze des genannten Gliedes austritt kommen die Eier aus einer Öffnung jedes zweiten Gliedes hervor, um einem am vorderen Leibesteil entſpringenden beinähnlichen Werkzeug übergeben werden zu können, an welchem ſie bis zum Ausſchlüpfen der Jungen haften bleiben. Die Organe des Vlutumlaufs ſind erſt neuerdings von Zenker in Form eines dreikammerigen Herzens nachgewieſen worden, dagegen fehlen diejenigen gänzlich, welche dem Atmen dienen, 0 daß dieſes aller Wahrſcheinlichkeit nah dur die derbe Haut des Körpers ſtattfindet. Die Jungen nehmen erſt dur< wiederholte Häutungen die Geſtalt der Eltern an, denn ſie werden mit ungegliedertem Leibe, mit zuweilen in lange Geißeln auslaufenden Kiefer-, fühlern und mit nur zwei Beinpaaren geboren.

Die Ufer-Spindelaſſel (Pycnogonum littorale) erreiht die Länge von 13 mm und treibt ſi<h an den Küſten der europäiſchen Meere, beſonders auch der Nordſee unter Steinen und zwiſchen Tangen umher; auch hat man ſie mitunter auf Fiſchen gefunden. Kieferfühler und Unterkiefertaſter fehlen ihr. Die Oberfläche des roſtgelben und auch

Ufer-Spindelaſſel (Pycnogonum littorale). Vergröpert.