Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Allgemeines. Vielmäuler. Epibdella. Doppeltier. 189
An Epibdella reihen >< andere Gattungen, wel<he ebenfalls dur den Beſiß eines großen Saugnapfes am Hinterende ausgezeihnet ſind; ſie können unſer Jntereſſe weniger dur ihre höchſt eintönige Lebensweiſe als dur< ihre zum Teil ſehr zierlichen Formen in Anſpruch nehmen. Wir greifen zur Beſtätigung nur ein paar Arten heraus. So findet ſich niht ſelten auf dem Knurrhahn (Trigla hirundo) der röhrentragende Scheibenfuß (Trochopus tubiporus), eins von jenen eftoparaſitiſchen Vielmäulern, welches auh im ausgewachſenen Zuſtande Augen hat. Fhrer ſind vier, welche zwiſchen den beiden anfehnlichen vorderen Saugnäpfen und der winzigen Mundöffnung liegen. Der geſtre>te elliptiſche Körper endigt mit einem großen Saugnapf, der einer Noſette gleicht, dur neun ſpeichenartige Leiſten geſtützt iſt und von einem gez
, C LS franſten Saume umgeben wird. D: Eins der auffallendſten Tiere dieſer EB ES
Gruppe iſ Cyclatella annelidicola, deſſen Mund von einem Kranze bewimperter Fühler umſtellt iſt. Der ovale, ganz flache und rein weiße Körper iſt hinten tief ausgeſchnitten, und der große Saugnapf ſißt auf einem von dem Ausſchnitt8winkel entſpringenden Stiele. Auch hier wird dieſes Saugorgan von acht Speichen geſtüßt und von einem zarten Hautſaum umfaßt. Feſt damit angeſaugt, vermag das Tier auf dem dehnbaren und nachgiebigen Stiele ſih frei und lebhaft nach allen Seiten zu bewegen. Es iſt einer der wenigen Saugwürmer, welche ſich auf Ringel" È Mln Ï —
würmer, und zwar auf einer röhrenbewoh- Y E gl nenden Clymene, aufhalten. '
Leider verbietet uns der Raum, das Bild anderer Formen und ſo auh das der ſehr merkwürdigen Udonellen zu geben. Lebtere ſonderbare Weſen fixieren ſich auf den auf Fiſchen ſhmaroßenden Fiſchläuſen (Caligus) und Lernäen, benugen dieſe Krebſe aber bloß als Unterlage, Wohnung, reſp. die Caligiden als Fahrgelegenheit, indem ſie ihre Nahrung lediglih von den Fiſchen beziehen.
Mir laſſen nun einige Beiſpiele aus einer anderen formenreichen Familie folgen, in welcher die Tiere am Hinterende mehrere, am häufigſten aht Saugnäpfe in zwei Reihen tragen. Darunter findet ſi< eine der wunderbarſten Erſcheinungen des Tierreiches, das Doppeltier (Diplozoon paradoxum, \. Abbild. S. 190). Das Weſen beſteht aus zwei voll: fommen gleichen Hälften, deren jede alle Eigenſchaften eines ganzen Tieres beſit: es ſind zwei in der Mitte ihres Körpers miteinander nicht nach Art der ſiameſiſchen Zwillinge, ſondern über das Kreuz verbundene Jndividuen. Die beiden zugeſpitzten Vorderenden haben jedes eine Mundöffnung und daneben ein Paar kleine Saugnäpfe. Bei Anwendung einigen Dru>kes ſieht man bei geeigneter Vergrößerung den aus einer mittleren Nöhre und zahlreichen Seitenzweigen beſtehenden Darmkanal, der gleich allen übrigen Organen in jeder Hälfte geſondert verläuft. Am Hinterende jedes Wurmes finden ſi in einer Vertiefung zwei Haſtorgane, die aus vier durch Hartteile in Geſtalt einer Schnalle geſtüßten Saugnäpfen zuſammengeſeßt ſind.