Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
188 Würmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; zweite Ordnung: Saug- oder Lochwürmer.
„Außenparaſiten“ und entwi>eln ſi ohne Verwandlung; die niedrigeren Gattungen machen dagegen eine ſehr komplizierte Verwandlung mit wechſelnden Generationen durc, wobei ſie ihre Jugend in einem anderen Wirte zubringen, um dann, in den definitiven Wirt verpflanzt, geſchlechtsreif zu werden. Die Wahrnehmung, die wir über die Verteilung der egelartigen Tiere machen konnten, daß nämlich die höher ausgebildeten Egel höheren Tieren, die niedrigen auch niedrigeren Wohntieren attachiert ſind, wiederholt ſich bei den Trematoden in einem anderen Sinne. Die höheren Saugwürmer ſind ausſ<hließli< an die Fiſche gebunden, die niedrigeren aber finden ſi< als Gäſte bei den verſchiedenſten Tierklaſſen ein, halten ſih jedoch, ſofern ſie einer Verwandlung und Wanderung unterworfen ſind, weſentlich an die von uns auch bei den Fadenwürmern bemerkte Regel, daß die Jugendperiode in niedrigeren Wirten abgethan wird und die Geſchlehtsreife vorzugsweiſe in Wirbel: tieren und in dieſem beſonderen Falle zum Teil in Wirbeltieren ſelbſt beim Menſchen eintritt.
Die Saugwürmer zerfallen in zwei Unterordnungen: 1) in die Vielmäuler oder Polystomeae und 2) in die Zweimäuler oder Distomeae.
Die Vielmäuler haben am Vorderende zwei kleinere, ſeitlich gelegene Sauggruben und eine größere oder mehrere kleinere am Hinterende und bisweilen Klammerhaken. Sie ſind meiſt äußere Paraſiten und legen wenige große Eier, aus denen ſi die Fungen ohne Generationswe<ſel entwideln, indeſſen durchlaufen dieſelben bisweilen eine Metamorphoſe. Sie ſind als äußerlich ſhmaroßende Tiere zwar mit einer Reihe poſitiver Eigentümlichkeiten, beſonders Haſt: und Klammerapparaten, ausgerüſtet, aber aus eben dem Grunde auch weniger degeneriert als ihre innerlih paraſitierenden Verwandten, ſo haben ſie z. BV. öfters Augen, welche dieſen, den Zweimäulern, im ausgebildeten Zuſtande ſtets abgehen. Auch haben die Zweimäuler immer höchſtens zwei Sauggruben und niemals Klammerhafken, ſie produzieren aber zahlreiche, kleinere Eier, die ſi< mit Generationswec]el entwideln, ſo daß alſo aus jedem Ei eine größere Anzahl von Nachkommen hervorgehen kann. Es iſt eben für Binnenſchmaroßer ſchwieriger, den definitiven Wirt, in welchem ſie geſhle<tsreif werden fönnen, zu erlangen, als für äußerliche Paraſiten, es geht von den Eiern jener, wenn ſie auch klein und zahlrei ſind, ein viel größerer Prozentſatz verloren als von denen dieſer, und es würde die Exiſtenz der Art ſehr problematiſch werden, wenn niht dur< den Generation8wechſel für eine „numeriſche“ Auffriſchung geſorgt wäre.
Eine der am längſten bekannten, ſhon im vorigen Jahrhundert gut beſchriebene Gattung der Vielmäuler iſ Tristomum oder Fpibdella, Tristomum (Dreimund) genannt, weil oberhalb der eigentlihen Mundöffnung noch zwei kleine Saugnäpfe gleihſam wie zwei weitere Mäuler liegen. Unſere Abbildung (Fig. 1) zeigt Epibdella hippogloss!1, den häufigen Schmarotzer auf dem Heiligbutt, in natürlicher Größe, einmal vollſtändig ausgeſtre>t und daneben mit nah dem Bauche gebogenem Vorderende. Die kleine Mundöffnung liegt etwas hinter den beiden vorderen Saugnäpfen. Sehr in die Augen fallend iſt der hintere Saugnapf, in wel<hem man bei genauer Unterſuhung mit mäßiger Vergrößerung ein Paar größere und einen ſehr kleinen Haken entde>t. Profeſſor van Ben eden sen. in Löwen, dem wir die genaueſten Unterſuhungen über dieſes Tier verdanken, verfiel auf ein ebenſo einfaces wie ſinnreiches Mittel, die Epibdellen mehrere Wochen in ſeinem Zimmer am Leben zu erhalten, indem er ſie alle Tage in eine friſche Auſter ſete. Der Wurm nimmt oft die Stellung an, die au< der Blutegel liebt, indem er das Kopfende an den hinteren Saugnapf anſetzt. Außerdem verlängert er den Körper wie die Blutegel, oder verkürzt ihn, indem er in die Breite geht, ohne jedo< die Ausdehnungsfähigkeit wie die Egel zu haben. Die Farbe iſ weiß wie die Unterſeite der Scholle, die ec bewohnt.