Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
192 Würmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; zweite Ordnung: Saugwürmer.
Eine andere, ſchon an ſi, ohne zu einem Doppelweſen zu werden, höchſt überraſchende Form bietet die auf den Kiemen des Merlan (Merluccins vulgaris) lebende Anthocotyle merluccii. Kaum dürfte ein anderer Saugwurm ſo verſchiedenartige Mittel wie dieſer beſizen, um ſih auf ſeinem Wirte zu behaupten. Zwar die beiden kleinen Saugnäpfe am ſpitzigen Vorderende ſind nicht beſonders wirkſam; ſie dienen hier und da, wo ſie vorkommen, vorzüglich dazu, den Mundſaugnapf und die Mundöffnung (ſ. Abbild. S 191, Fig. 2 a) bei dex Nahrungsaufnahme zu fixieren. Aber ein Paar ausgezeichnete Haftwerkzeuge ſien unten an der ſtielartigen Verlängerung des Körpers. Die beiden oben konvexen, unten flachen Organe tragen an der Unterſeite vier Haken und außerdem einen beſonderen kleinen, geſtielten Saugnapf. Am Hinterende aber ſieht man noch drei Paar geſtielte Saugnäpfe in
n, ſymmetriſcher Anordnung. Die beiden geſ<wun-
2 genen Linien, welche, vom Schlunde ausgehend,
den Körper dur<hziehen und ſih in der Nähe der
großen Haſtorgane kreuzen, ſind nebſt ihren Abzweigungen der Darmkanal.
Der Wurm, von dem wir eben geſprochen, iſt gewiſſermaßen eine ſchon etwas fünſtlihe und mit Schnörkeln ausgeſtattete Variation eines einfacheren Themas, dem ſich eine zweite Art, die wir au®gewählt, die auf den Kiemen des Polla (Merlangus pollachius) lebende Dactylocotyle pollachii (\. Abbild. S. 191, Fig. 1), getreuer geblieben iſt. Überhaupt aber kennt man von dieſen höheren, feiner Verwandlung unterworfenen Saugwürmern einige 30 Gattungen, welche der an entfernten Küſten ſammelnde Forſcher leicht verdoppeln und verdreifachen könnte. Der Zwe> unſeres Werkes würde dur< eine weitere Aufzählung und Beſchreibung nicht vollſtändiger erreicht.
Nur auf zwei Formen mag no< hingewieſen werden, da dieſelben dur ihren Wohnplas ſi der folgenden Abteilung als Binnenparaſiten nähern, Aspidogaster conchicola und Polystomum inte-
Polystomum integerrimum. a) Larve desſelben. 9 7 Cl y ; N E e E gerrimum (jf. nebenſtehende Abbildung). Von
jenem kennen wir zwar die Anatomie und einige Stadien der Entwickelungsgeſchichte, wiſſen jedo<h von ſeinen Wanderungen nihts. Es
hält ſich im Herzbeutel einiger unſerer Muſcheln auf.
Dagegen ſind die niht geringen Wandlungen und die Wanderungen des in der Harnblaſe der Fröſche lebenden Polystomum integerrimum duré die ſorgfältigen Beobachtungen von Zeller bekannt geworden. Das Tier mit plattem, etwas ringeligem Körper erreicht eine Länge von 8—10 mm. Es unterſcheidet ſi< von den meiſten Saugwürmern DUT) den veräſtelten und mit vielen Ausbuchtungen verſehenen Darmkanal und iſ vor allem fenntlih dur< eine anſehnlihe Scheibe am Hinterende, auf welcher ſih drei Paar Saugnäpfe und ein großes Paar Haken befinden. Die Polyſtomen ſcheinen im natürlichen ZUſtande ihre bräunlichen, ſhon mit bloßem Auge ſichtbaren Eier, indem ſie aus der Harnblaſe heraustreten, direkt in das Waſſer zu bringen, und zwar geſchieht dies im Frühjahr, nachdem die Fröſche ihr Winterlager verlaſſen haben. Je na< der Temperatur vergehen
bis zum Ausſhlüpfen 14—40 Tage; ſo verhielt es ſi bei den in der Stube in reinem