Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
194 Würmer. Scchſte Klaſſe: Plattwürmer; zweite Ordnung: Saugwürmer.
und einen Darmſchlauch beſigt. Ein ſolches Weſen heißt nach ſeinem erſten Entde>er, dem berühmten italieniſchen Naturforſcher Francesco Re di (geſt. 1697) eine RNedie. Jm anderen Falle bleibt der Keimſhlau< einfach, mehr oder weniger eiförmig, ohne Anhänge und ohne Mund und Darm und heißt dann eine Sporocyſte.
Jm JFnneren ihres Wirtes wachſen beide Arten von Keimſchläuchen ſ{hnell und in ihrem Fnneren treten eigentümliche Ballen, die Keimkörner, auf, welche nah Art eines tieriſchen Eies ſih entwi>eln und entweder eine zweite Generation von Keimſchläuchen oder glei eigentümliche kleine Weſen, „Schwänzlinge“ oder Cerkarien, liefern. Dieſe Schwänzlinge gleichen ſhon einigermaßen dem fertigen Zweimaul: ſie beſißben Saugnapf, Mund und Darm mwie dieſes, ſind aber in der Regel mit proviſoriſchen Larvenorganen ausgerüſtet, nämlich mit einem Augenfle>, einem Stachelapparat und einem beweglihen Schwanzanhang, dur< welchen ſie einigermaßen das Anſehen von Kaulquappen gewinnen. Dieſe Cerkarien ſind Larven der Zweimäuler. Haben ſie eine gewiſſe Größe erreicht, ſo plaßt der Keimſhlauh dur ihren Dru, ſie ſprengen ihn und wandern aus ihrem Wirte aus. Jett kommen ihnen ihre proviſoriſchen Larvenorgane zu gU-
Cerfkarien: a) ſ<wimmend, þ) kriechend, e) eingefapſelt. Stark vergrößert. te, denn ſie ſind auf
der Suche nach einem
neuen Wirte. Daß ihr Augenfle> genügt, ihnen denſelben bemerklih zu machen, iſt höchſt zweifelhaft, es werden andere Momente ſein, die hierbei in Thätigkeit treten, aber ihr äußerſt beweglicher Schwanzanhang iſt ein vortreffliches Ruder. Endlich finden ſie ihren neuen Wirt, irgend ein Waſſertier vom Wurm bis zum Froſch, an dieſes machen ſie ſi heran, um \i< in dasſelbe einzubohren, was mittels des Stachelapparates und unter Aſſiſtenz des drehende Bewegungen ausführenden Schwanzanhanges geſchieht. Endlich iſ das Ziel erreicht, die Cerkarie iſt in ihr Opfer eingedrungen. Hier wirft ſie den nunmehr überflüſſigen Shwanz, dem ſie ihren Namen verdankte, ab, fapſelt ſih ein und verwandelt ſi in ein junges, noh geſchlehtsloſes Zweimaul. Jn dieſer Geſtalt wartet ſie, bis ihr einſtweiliger Wirt von einem anderen geeigneten Tiere gefreſſen wird, in deſſen Magen -oder Darm der Wirt zwar verdaut und die Kapſel des jungen Zweimaules aufgelöſt wird, dieſes ſelbſt aber keine Anfechtungen erduldet. Nach vielen Jrrfahrten und vielen Chancen, auf denſelben zu ſcheitern wie unzählige ſeiner Geſchwiſter, iſt es jezt im ſicheren Hafen eingelaufen und ſucht nun in dem neueſten, dem ſogenannten definitiven Wirte (die anderen waren bloß Zwiſchenwirte), die Stellen auf, ſeien es Darm, Harnblaſe, Lebergänge,