Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

198 Würmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; zweite Ordnung: Saugwürmer.

ſich neuerdings als ein in Japan ſtellenweiſe ſehr häufiger (bis 20 Prozent der Bevölkerung) Schmaroßer heraus8geſtellt. Vielleicht, daß die Larven des Tieres mit halbroh oder als Salat verzehrtem, vorher mit Kanalwaſſer begoſſenem Gemüſe in den Menſchen gelangt ſind. Jn Judien findet ſi gelegentlih ein ſonſt beim indiſchen Straßenhund in der Leber häufiges Doppelmaul (Distomum conjunetum) auh beim Menſchen. Distomum heterophyes (nur 1—1,5 mm lang) wurde von Bilharz in Kairo in größerer Menge im Darm eines Knaben beobachtet, und im weſtlichen Aſien, in Weſtchina, Korea und Japan, bewohnt ein 8—10 mm langes, plumpgebautes Doppelmaul einzeln oder paarweiſe kavernenartige Hohlräume der menſchlichen Lunge. Ein anderes wurde in unreifer Form ein einziges Mal in vier Exemplaren in der Linſenkapſel eines neunmonatigen Kindes beobachtet.

Eine mit Distomum verwandte Gattung, Gynaecophorus (Distomum) haematobinus, iſt ſowohl deswegen ſehr intereſſant, weil es getrennten Geſchlechtes, als vorzugs1weiſe, weil es einer der gefährlichſten Paraſiten der ägyptiſchen Fellahs und Kopten iſt. Das Männchen iſt 11/2 em lang, das Weibchen ſ{hlanker und etwas länger. Der Saugnapf liegt nahe am Vorderrande. Nach den Unterſuchungen einiger in Alexandria an der mediziniſchen Schule wirkenden Profeſſoren, beſonders Bilharz?, leidet wenigſtens die Hälfte der erwachſenen Bevölkerung ägyptiſchen Stammes an dieſem Wurme, der ſi< in den venöſen Blutgefäßen des Unterleibes und ganz beſonders in den Harnwegen aufhält. Die dadurch verurſachten Leiden endigen oft mit allgemeinem Siechtum und Tod. Die Fungen dieſes Schmaroßers kommen ſehr zahlreih aus den in den leidenden Organen abgelegten Eiern aus; unzählige Eier werden aber auch entleert, und durch ſie iſt für die ſo allgemeine Verbreitung dieſer Paraſitenkrankheit leider mehr als hinreichend geſorgt. „Es wäre von höchſtem Jntereſſe, die Wege zu erforſchen, auf denen Gynaecophorus haematobius in den menſchlihen Körper eindringt. Da die Lebens- und Nahrungsweiſe der Ägypter ſehr einfach iſt, ſo dürfte das auch vielleicht eine relativ ziemlich leichte Aufgabe ſein. So lautet wenigſtens das Urteil Grieſingers, der die mediziniſhen Zuſtände Ägyptens aus langjähriger Anſchauung kennt und ſi namentli< um die Aufhellung der Entozoenkrankheiten des Orients große Verdienſte erworben hat. Wie derſelbe meint, ſind bei der Beantwortung der Frage nah der Einfuhr hauptſächlich drei Dinge ins Auge zu faſſen: das Nilwaſſer, welches unfiltriert genoſſen wird, das Brot und Getreide, auch vielleicht die Datteln, die ein Hauptnahrungsobjekt bilden, und die Fiſche, die in halbfaulem Zuſtande ſehr allgemein und gern von den Fellahs genoſſen werden. Auch der rohen Blätter und Wurzeln zu gedenken, ſcheint durchaus gerechtfertigt, da dieſelben bei den armen Ägyptern einen weſentlichen Beſtandteil der Nahrungsmittel ausmachen. Da es gerade die unteren Schichten der Bevölkerung ſind, die heimgeſucht werden, ſo liegt die Vermutung, daß dieſe Speiſe dur zufällig beigemiſchte Schne>en oder Jnſekten die jungen Würmer im eingekapſelten Zuſtande einſ<hleppe, vielleiht noh näher als der Gedanke an die Fiſche, die wenigſtens bei uns zu Lande nur ſelten von eingetapſelten Diſtomen bewohnt werden.“ (Leu>art.)

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Wir vervollſtändigen unſere Kenntnis der dem Generation8we<hſel unterworfenen Saugwürmer, indem wir noch einen Bli auf ein paar, dem Distomum ſehr nahe ſtehende Gattungen werfen. Monostomum nennt man diejenigen, welche nur einen den Mund umgebenden Saugnapf am Kopſe beſißen. Davon bewohnt das einige Linien lange Monoetomum mutabile eine Anzahl Waſſervögel. Fhre Entwickelung aus dem Ei ſ<hließt ſi< genau an diejenige der Diſtomen der Fröſche an, und ſie ſcheinen als Cerfarien jenen Vögeln (Neiher, Waſſerhuhn, Ente und anderen) in die Naſenhöhlen und von da in andere