Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Gynaccophorns haematobius. Monostomum. Amphistomum, — Strudelwürmer. 199
Höhlen zu kriehen. — Die andere Gattung, mit welchex wir den Saugwürmern Lebewohl ſagen wollen, Amphistomum, hat einen großen Saugnapf am Hinterende. Das im Dik: darm der Fröſche, beſonders im grünen Waſſerfroſch, lebende Amphistomum subeclayatum verbringt ſeine erſte Generation und den Cerkarienzuſtand frei im Waſſer und bei verſchiedenen Waſſerinſekten und Weichtieren, auch in den Cyclas-Muſcheln. Zwei andere Arten, deren Lebensgeſchihte noh nicht verfolgt wurde, wohnen in unſeren Wiederkäuern.
Dritte Ordnung. Die Strudelwürmer (Turbellarii).
_ Wenn wir die oben an der lappenförmigen Planarie begonnenen Beobachtungen weiter fortſeßen, ſie z. B. frei im Waſſer ſhwimmen laſſen, ſo fällt das regelmäßige ſtetige Fortgleiten ohne ſichtbare Ruderbewegungen auf; nur wenn das Tier Kopf oder Schwanz biegt, vollführt der Körper, einem Ruder entſprechend, die Drehung. Das Mikroſkop zeigt nun, daß die Planarie über und über mit feinſten Härchen bede>t iſt, deren unausgeſeßte ſ{hwingende Bewegung den Körper ruhig dur< das Waſſer gleiten läßt. Fn welcher Weiſe das Einſtellen dieſer Fortbewegung, gleichſam das Vorankerlegen des Schiffes, geſchieht, iſt niht ganz klar. Jedenfalls erſcheint der von Ehrenberg gewählte Name glü>li<h, welcher an den von dem Tiere
x PS : ESE
erregten und dasſelbe fortwährend umkreiſenden Waſſerſtrudel erinnert. ZEE Daß bei dieſer zarten Organiſation die Strudelwürmer vorzugsweiſe {> SE im Waſſer leben, verſteht ſi< von ſelbſt. -Fn ſtehenden und fließen- — > EEE -
den Gewäſſern trifft man ſie an. Reichlich im ſüßen Waſſer wohnend, fommen ſie doh in unerſhöpflicher Fülle erſt im Meere vor. Wo an _
irgend einer Meeresküſte im braiſchen oder reinſalzigen Waſſer eine “Nun Verar Vegetation von Ulven, Seegräſern, Algen und Tangen fortkommt, iſt
mit untrüglicher Sicherheit au eine Bevölkerung von Turbellarien vorauszuſagen, im Eismeere ſowohl als unter den Tropen. Manche halten ſi nur zwiſchen den zarten Zweigen der Algen auf, in geſhüßten, dem Wellenſhlage niht ſehr ausgeſeßten Buchten; andere trifft man zwiſchen den Äſten der harten Korallinen und Kalkalgen, zwiſchen denen ihr gebrechlicher Körper den ſtärkſten Schlägen der Brandung troßt. Wenn aber eine ſteile Küſte ſo brö>elig iſt, daß Pflanzen ſi< niht anſiedeln können, ſo ſind die Strudelwürmer gleich: wohl da, indem ſie in den feinſten, kaum dem Auge bemerkbaren Riefen und Riſſen ſich verbergen. Nimmt man nun dazu, daß eine wenn auch kleine Abteilung auf dem Lande lebt, wo nämlih unter Baumrinde, in Treibhäuſern, auf den Blättern in feuhten Tropenländern ihre Haut vor der Austro>nung geſchüßt iſt, ja, daß eine Art die Regenwürmer in Braſilien unter der Erde aufſu<ht, ſo muß man über die Biegſamkeit dieſer Art von Organismen erſtaunen. Wenn die Zuſammenſtellung der Zwergſpißmaus mit dem Elefanten und Grönlandwal imponiert, ſo können wir aus den Turbellarien mit noch viel anſtändigeren Verhältniſſen aufwarten. Es gibt einzelne Spezies aus der Unterordnung der Shnurwürmer von 10 m Länge. Sie verhalten ſi in dieſer Dimenſion zu den kleinſten etwa wie 45,000 zu 1.
AN