Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 642
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Seeanemonen: Allgemeines. 581
ſi< nur noch der zweite Kreis regelmäßig ein, dann bleiben einzelne Strahlen früherer Kreiſe zurü>, andere ſpäteren Urſprunges eilen im Wachstum nah und voraus, ſo daß die genaueſte Kontrolle notwendig iſt, um den Faden in der Aufeinanderfolge nicht zu verlieren. Lacaze-Duthiers hat uns ſogar an mehreren Beiſpielen gezeigt, wie {hon in den früheſten Larvenſtufen die ſonſt das Wachstum und die ganze Anlage beſtimmende Sechszahl niht zur Geltung kommt, ſo bei der gemeinen Pferde-Aktinie (A ctinia equina). Wir geben eine Larve, welche ſhon etwas weiter vorgeſchritten iſt. Die Form der Larve iſt eine zweiſeitig ſymmetriſche, und dies iſt nicht die Folge einer nahträglihen Störung des etwa urſprünglich regelmäßig ſechsſtrahligen Körpers, ſondern das Reſultat einer ungleihmäßigen Zweiteilung des Embryos, wovon der größere fingerartige Führer und der ihm gegenüberſtehende no< lange nah dem Übergange in den Zuſtand der feſtſißenden Aktinie Zeugnis geben.
Muſtern wir nun einige Familien. Die erſte Stelle nehmen die Seeanemonen oder Aktinien ein, eine der Hauptzierden der Aquarien. Über alle Meere verbreitet, vertreten ſie in der gemäßigten Zone vorzugs: weiſe ihre Klaſſe, zeihnen ſi< durch ihre Größe und ihr Leben als Einzeltiere aus und kommen vielfach in der Strandzone und überhaupt in ſolchen Tiefen vor, daß jedermanns Bli>e auf ſie gelenkt werden. Dazu trägt ihre lebendige, meiſt prächtige Färbung niht wenig bei. Jhre Körperhaut iſt feſt und lederartig, oft mit Warzen bede>t. Es ſondern ſich in ihr gar keine Kalkteilchen ab, das Tier iſt daher der größten Zuſammenziehungen und Formveränderungen fähig. Ausgenommen einige Arten, welche ſi mit ihrem Hinterteil in den Sand ſte>en oder ſih eine Wohnſcheide bauen oder abſondern, bedienen ſi< die Aktinien ihrer Fußſcheibe zum Feſthalten und können auf ihr langſam den Ort verändern.
Unſere farbigeBeilage, nah lebenden Exemplaren des Aquariums der zoologiſchen Station zu Neapel gezeichnet, zeigt uns eine Anzahl Aktinien in ihrer ganzen Schöne und Farbenpraht. Links vorn ſißt ein ausgeſtre>tes und ein zuſammengezogenes Exemplar von der roten Varietät der ſchr farbenunbeſtändigen Pferdeaktinie (Actinia equina, Fig. 1 u. 2). Im Mittelgrunde ſehen wir links ziemli<h in der Mitte des Bildes ein ausgedehntes und re<ts nahe dem Rande ein ſtark kontrahiertes Exemplar der wunderſhönen grünen Carusſchen Seeroſe (A ctinia Cari, Fig. 7 u. 19). Schöne Formen ſind auch die geſtreiften Aktinien Ragactis pulchra (Fig. 4) und Cereactis aurantiaca (Fig. 10). Sehr variabel, aber immer elegant in der Färbung erſcheint die Sonnen-Seeanemone (Beliactis bellis, Fig. 11, 12, 16 u. 17) und die dur gefle>te Fangarme ausgezeihnete Aiptaſia (Aiptasía mutabilis, Fig. 20). Jn der Mitte im Vordergrunde unſeres Bildes krieht ein Einſiedlerkrebs herum, der ſeinen Gaſt, die Mantelaktinie (Adamsia palliata, Fig. 13), mit ſi< herumführt. Weniger in die Augen fallend zeigt ſi die mit ziemlih langen, cylindriſchen Tentakeln ausgeſtattete Eloactis Mazelii (Fig. 3, 5 u. 14). Jn der Form erſcheinen die langarmigen Seeanemonen noh eleganter als die furzarmigen. Wie graziós läßt Anemonia sulcata (Fig. 18) ihre Tentakeln
Larve der Actinia equina. Vergrößert.