Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 661
600 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.
Sto hat ſih endli< um das Zwei-, ja Dreifache verlängert und verdi>t, von dem Rot dex Leiber und des gemeinſchaftlichen Stammes ſtechen die weißen Tentakelkronen prächtig ab; der Fuß iſt zwiebelig angeſhwollen und dur<ſcheinend, und, als ob ein gemeinſamer Wille ihn beherrſchte, er hat ſi< gekrümmt, in den Sand geſenkt und den Sto, der in der Periode der Unthätigkeit wagere<ht auf dem Boden lag, aufgerichtet. Dieſes Vermögen, Lage und Stellung zu wechſeln, iſt nicht mux dieſen, den Seekorken am nächſten verwandten Formen eigen, ſondern auh den meiſten anderen Mitgliedern der Familie.
Bei dieſen, beſonders ausgeprägt bei der Seefeder (Pennatula, Pteroides und andere Gattungen mehr), kann man am Körper ungefähr dieſelben Teile wie an einer Feder unterſcheiden. Der Sto iſt zweiſeitig ſymmetriſch, ſowohl an der Bauch: wie au der Rükenfläche findet ſih eine polypenſreie Region, man ſpricht von rechter und linker Seite, oberem und unterem Ende. Auch ſißen bei dieſen ſo regelmäßig ausgebildeten Formen die einzelnen Polypen auf blätterartigen Seitenteilen des Kieles.
Sehr merkwürdig iſ die Entde>ung Köllikers, daß auf den Stö>en aller Pennatuliden zwei Formen der Perſonen auſtreten. Die Hauptrolle ſpielen die Geſchlechtstiere. Sie ſind mit allen Organen, die ein re<ter Polyp gebraucht, wohl ausgeſtattet, ſie nehmen Nahrung auf und ſorgen für die Vermehrung. Die andere Art von Fndividuen, Zooidien genannt, beſteht aus verkümmerten, ſizengebliebenen Weſen, die im allgemeinen zwar auh den Bau jener bevorzugten Genoſſen erkennen laſſen, ſi<h aber dur< den gänzlihen Mangel der Fühler und der Fortpflanzungsorgane ſowie dur< ihre Kleinheit unterſcheiden. Sie ſcheinen nur geeignet, Waſſer in den großen gemeinſchaſtlihen Sto>leib mit ſeinen vielen Familien und Gängen aufzunehmen und wieder auszupumpen, eine Verrichtung, welche natürlih au< von den vollkommenen Stockgenoſſen vollführt wird, bei den Seekorken und den meiſten Polypen von dieſen allein. Jndem aber bei den
Seefeder (Pteroides spinosa). Pennatuliden eine Teilung der Arbeit eingeleitet iſt, wird 1/¿ nat. Größe; a) etwas vergr. Kelch. damit ein höheres Geſamtweſen vorbereitet. Die Regelmäßigfeit und Symmetrie der meiſten Seefedern iſt Beweis dafür.
Die Hartgebilde der Seefedern beſtehen in einer verkalkten, oft biegſamen Achſe, ganz in den Sto eingeſ<hloſſen und an beiden Enden zugeſpißt, ſowie in kleineren iſolierten Kalkkörpern.
Leider kennt man von dex Entwielungsgeſchichte der Pennatuliden ſo gut wie nichts. Nath Kölliker „macht ſi< die Entwi>elung wahrſcheinlih ſo, daß ſi< der jüngſte Polyp dur eine wiederholte Längsteilung in zwei und vier Fndividuen teilt, dur< welchen Vorgang ein kleiner Sto>, unten mit zwei und oben mit vier Längskanälen, entſtehen könnte. Durch die Annahme wiederholter ſeitliher Sproſſenbildungen, wie ſie an den Polypen mancher Gattungen leiht na<zuweiſen ſind, ließe ſih aus einem ſolchen leiht ein größerer Sto ableiten, an dem die Polypen in dieſer oder jener Form befeſtigt gedacht werden könnten. Sehr viele Pennatulidenſtö>e tragèn am unterſten Ende des Leibes die jüngſten Individuen, und ſcheint hieraus hervorzugehen, daß das weitere Wahstum der Stöcke, das heißt der Anſag neuer Fndividuen, an der Grenze von Kiel und Stiel vor ſih geht.“
Die oben abgebildete Seefeder (Pteroides spinosa) gehört der Sippe Pteroides an, deren polypentragende Blätter dur< eine Anzahl ſtärkerer, über den Rand als Stacheln vorragende Kalkſtrahlen geſtüßt werden.