Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 668

Edelkoralle: Entwickelung, Vorkommen, Gewinnung und Rohwert. 607

ſeltener darunter oder darüber, iſt die Korallenfiſherei am lohnendſten. Sie wird vorzugsweiſe von Fahrzeugen mit italieniſher Bemannung, weniger von Spaniern und Franzoſen betrieben und iſt ein hartes Gewerbe. Die Fahrzeuge variieren von 6 bis etwa 16 Tonnen Gehalt und 4— 12 Mann Beſaßung, und danach richtet ſih auch die Größe und Schwere des Geſtelles und Nebes, womit die Korallen vom Grunde abgelöſt werden. Erſteres beſteht aus zwei über Kreuz gelegten und ſtark verfeſteten Balken, bei den großen Fahrzeugen gegen 3 Meter lang und an der Kreuzung mit einem Steine, beſſer mit einem Eiſen beſhwert. Daran hängen 34—38 Bündel grobmaſchiger Neße in Form von Beuteln oder Wiſchern, wie ſie auf Schiffen zum Reinigen des Bodens gebraucht werden. Dieſer an einem ſtarken Seile befeſtigte Apparat wird nun geſchleppt und je nah der Größe mit einer auf dem Hinterteile des Fahrzeuges befindlihen Winde oder mit der Hand aufgezogen und auf den Grund gelaſſen. Da die Korallen nux auf unebenem Felſenboden leben, am liebſten gede>t unter Vorſprüngen, unter welche die Arme des Kreuzes eindringen ſollen, ſo gehört das Feſtſißen des Schleppapparates zu den täglichen und ſtündlichen Ereigniſſen und das fortwährende Flott- 1 9

machen desſelben zu den anſtrengendſten und EN

aufreibendſten Arbeiten, zumal die Fiſcherei unausgeſeßt während der heißen Jahreszeit betrieben wird.

Die gewonnenen Korallen variieren als Nohmaterial ungemein an Güte und Wert. Von den von den Felſen abgeriſſenen, oft von Würmern und Shwämmen durhbohrten Korallenwurzeln foſtet das Kilo (2 Zollpfund) SEN ME 5 — 20 Frank. Der Preis der regelmäßig Edeltkoralle. 1) Vergrößertes Stü eines Stodes mit guten Ware ſhwankt zwiſchen 45 und 70 Frank E E das Kilo. Für das Kilo ausgewählter dier und beſonders roſenrot (peau d’ange) gefärbter Stücke werden 400, ja 500 und mehr Franken gezahlt. Die Stücke, welche entweder nur bis zu einer gewiſſen Tiefe oder dur<h und dur< ſchwarz ſind und als „ſhwarze Korallen“ geſondert zu 12 — 15 Frank das Kilo verkauft werden, kommen nicht etwa von einer beſonderen Art, ſondern waren längere Zeit vom Schlamme bede>t und haben durch eine Art von Verweſungsprozeß und noh unbekannte chemiſche Einwirkungen die Farbe geändert. Die obigen Angaben von Lacaze-Duthiers ergänzen wir dureh eine ſtatiſtiſche Überſicht der Korallengewinnung aus dem Jahre 1875. Es liefen in dieſem Jahre aus den Häfen des Marinebezirks von Neapel 416 Barken aus, wovon 264 an den italieniſhen Küſten ihrem Gewerbe oblagen, die übrigen ſih na< den anderen Korallengründen des Mittelmeeres begaben. Sie fiſhten 23,000 kg erſter Sorte, das Kilogramm zu 120 Frank, 20,000 ks zweiter Sorte zu 75 Frank und 67,436 kg zu 6 Frank, was im ganzen ein Erträgnis von 4664616 Frank gibt. Zieht man davon an Ausrüſtung, Löhnen und Verköſtigung 1,966 800 Frank ab, ſo bleibt ein Reingewinn von 2,697,816 Frank, welcher hauptſählih den Korallenfiſhern von Torre del Greco zufällt. Die Verarbeitung zu Bijouterien und Schmu> geſchieht zu Paris und Marſeille, beſonders aber in Neapel, Livorno und Genua.

Durchſchnittlih gehen alle Jahre ungefähr 500 Fahrzeuge von Ztalien aus auf den Korallenfang mit einer Beſaßung von über 4000 Seeleuten und Fiſchern, und zwar entſendet Torre del Greco allein an 300 Schiffe. Die jährliche Menge der ſeitens Ztalien gewonnenen Korallen wird von miniſterieller Seite aus neuerdings auf 56,000 kg im Werte von 3,060,000 Mark geſchäßgt. Die Spanier ſollen außerdem no< 12,000 ke gewinnen.

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