Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 687

624 Hohltieve. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.

ſehr verbreitert. Auf der einen Seite, fk“, iſt das Strandriff erhalten, auf der anderen iſt es verſhwunden, wozu verſchiedene Verhältniſſe, wie Strömungen, beigetragen haben können. Bei der Waſſerlinie TY endlich ſieht man zwei kleine Felſeneilande in einer weiten Lagune mit zwei Riffinſelchen, i“ i“, da, wo eben zwei andere Bergſpißen unter den Spiegel tauchen. Der Korallenrifffelſen hat eine große Mächtigkeit erreiht und bede>t faſt die ganze frühere Jnſel.

Die Übereinſtimmung ſolcher idealen Durhſchnitte mit wirklichen Jnſeln und ihren Riffen iſt eine vollſtändige. Der auf S. 623 ſtehende Umriß gibt die Jnſel Aiva aus der Fidſchigruppe. Fn der Lagune befinden ſich zwei Berggipfeln gleichende Fnſelchen, genau wie oben; und obſchon wir keine Meſſungen der Gipfel oder Sondierungen der umgebenden Gewäſſer beſißen, geben doh die anderwörts gemachten Beobachtungen die Sicherheit, daß der ſenkrechte, durch die Linie þ þ b‘ Þb‘ gelegte Durchſchnitt der Wirklichkeit vollkommen entſpricht. Er bedarf keiner weiteren Erklärung.

Man hat gegen die Theorie geltend gemacht, daß ſie niht erkläre, wie es komme, daß die Vinnenkanäle entſtänden, da man vielmehr erwarten ſollte, ihr Raum würde beim allmählihen Sinken von Riffmatrerial ausgefüllt. Man darf aber nicht die Frage ſo ſtellen, ſondern muß von der unbeſtrittenen Thatſache ausgehen, “daß die Senkung ſtattfindet, und daß bei den ſinkenden Fnſeln jene Kigentümlichkeit hervortriit. Die Kanäle hinter den Barriereriffen ſind eine Folge der Senkung, und man muß den Urſachen dieſer Erſcheinung nachſpüren. Es bieten ſi<h dann au< Erklärungen dar, welche den beob: achteten Thatſachen ih ſo anſchließen, daß das Vorhandenſein der Binnenpaſſagen als eine notwendige Eigentümlichkeit der Korallenbauten erſcheint.

Es ließ ſi zeigen, daß das Meer an dem Aufbau der Niffe einen bedeutenden Anteil hat, und daß die ſeiner Bewegungen und ſeines reinen Waſſers teilhaftigen Außenriffe ſchneller wachſen als die inneren, auf welche Meer- und Süßwaſſerſtrömungen und das von denſelben mitgeführte Geröll und der Abſaß einwirken. Sobald ferner das Barriereriff ſih abgelöſt hat, iſt es auf beiden Nändern mit lebenden, wachſenden Korallen bede>t, während das Gürtelriff nur auf einer Seite wächſt. Auch wird ein großer Teil des Gerölles und der Trümmer der Außenriffe vom Meere her und von innen auf ihnen ſelbſt abgeſeßt, wogegen ein großer Teil des Materials der inneren Riffe zur Ausfüllung der weiten Kanäle beiträgt. Jedenfalls iſ dieſer Beitrag von ſeiten der Binnenriffe verhältnismäßig größer als von den Barriereriffen. Und die Ausdehnung von Rifſfboden innerhalb einer Barriere, welche ſi<h zu gleicher Zeit mit den Riffen erhoben hat, iſt oft 50mal ſo groß, als die Dberfläche der Barriere ſelbſt. Bei ſol<hen Wachstumsverhältniſſen kann ſ<ließli< das Barriereriff zweimal ſo ſchnell wachſen wie die Binnenriffe. Die leßteren werden unter Umſtänden ſ{<neller ſinken, als ſie nahwachſen können, und müſſen \<ließli< verſhwinden. Aus dem Vorhandenſein von Kanälen und weiten offenen Waſſerſtre>en hinter den Riffen läßt ſi<h alſo niht nur kein Einwurf gegen die Theorie begründen, ſie ſind im Gegenteil unzertrennbar von der Annahme und ein Beweis mehr für die Theorie.

Aus dieſen und ähnlihen Erwägungen ergibt ſich, daß ein Barriereriff ungefähr die ehemaligen Grenzen des umſchloſſenen Landes bezeichnet.

Es bedarf kaum der beſonderen Bemerkung, daß die Senkung, welche das Barriereriff verurſachte, beim weiteren Fortſchreiten zur Entſtehung einer Laguneninſel Veranlaſſung geben würde. Tritt nah einer Periode der Senkung, während welcher das Riff oder das Atollriff ſi< ungefähr am Waſſerſpiegel erhielt, eine Periode der verminderten Geſhwindigkeit der Senkung oder der Ruhe ein, ſo muß ſi tro>enes Land bilden, und es ſtellt ſi< Pflanzenwuchs ein. Während einer ſolhen Zeit des Stillſtandes kann die Lagune