Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Prideauvx* Einſiedlerkrebs. 39

derſelbe nämlich nicht beizeiten aus dem Staube, ſo überwuchert der Shwamm dergeſtalt den Ausgang des Hauſes, daß der Einſiedler gar niht mehr heraus kann. Man findet ſie ſehr häufig in dieſer elenden Lage, daß kaum noch ein Löchelhen da iſt, dur<h welches ſie mit den geſtielten Augen ſih über die Außenwelt orientieren und mit den Spiven einer Schere kümmerlih Nahrung hereinholen können, bis ſie natürlih endlih dem Hungertode überliefert werden.

Auch über das Benehmen der Paguren bei der Beſitzergreifung eines Schne>kenhauſes liegen wertvolle Beobahtungen von Pr. Eiſig vox. Wenn man einen ſeines Gehäuſes beraubt hat, dann fühlt er ſi< höchſt unglüdllih. Fn einen Winkel verkrochen, bemächtigt er ſi jeder Schale, welhe man ihm zuwirft, um (allerdings niht ohne vorher den Hohlraum mit den Scheren unterſucht zu haben) ſeinem Hinterleib wieder den gewohnten Schuß zu verſchaffen. „Bietet man anſtatt eines leeren Gehäuſes ein ſolches dar, welches noh die S<hne>e beherbergt, ſo geht der Krebs ſofort an deren Zerſtörung. Jh habe eines Tages einem etwa 5 em langen Pagurus eine ungefähr ebenſo große, friſche, kräftige Murex brandaris (PRurpurſhnede) in das Baſſin geſeßt. Sofort begann er den faltigen Deel des Tieres zu bearbeiten, und am dritten Tage war er damit zu Ende, ſo daß er nun leiht die Weichteile der Schnecke herausziehen konnte. Dies that er nun aber mit vielen Unterbrehungen, indem er den größten Teil des Tages hindur< ſchon ſeinen Hinterleib ſo weit, als es der noch darin befindliche halbtote Schne>kentorſo zuließ, in das Anfang®tü der Schale ſte>te. Die herausgearbeiteten Stücke pflegte er ſäuberlih aufzufreſſen.“ Findet er ein leeres Haus, in dem eingeſ<wemmter Sand iſt, für ſeinen weichen Hinterleib ſo unangenehm wie Steinchen in unſeren Schuhen für unſere Füße, dann kriegt er es mit ſeinen Scheren zu pa>en und klopft es auf dem Boden aus.

Zahlreihe Arten (Gattung Coenobita) ſind glei< vielen Krabben Landtiere und verſehen ſi< auc meiſt mit der Gattung Bulimus angehörigen Landſchne>engehäuſen, welche ſie auf ihren oft weiten und beſhwerlihen Wanderungen mit ſih ſchleppen. Dr. Gräf, dem jetzigen Direktor der zoologiſchen Station in Trieſt, wurden während ſeines Aufenthaltes auf Jnſeln des Stillen Ozeans allnächtlih zum Tro>nen und Lüften im Freien ausgelegte SgHne>enhäuſer geſtohlen, ohne daß es ihm gelingen wollte, hinter den Thäter zu kommen, bis ex endlih einmal eine Coenobita in flagranti ertappte. Übrigens ſind ſie niht ſo ſehr wähleriſ<h mit ihrer Wohnung, auch leere Seeigelſchalen werden bezogen. Alle dieſe Arten leben in heißeren Klimaten. Die in unſeren Meeren vorkommenden vielen Formen zählen zur Gattung Pagurus. Die meiſten leben hier unmittelbar am Strande, der ſtellenweiſe von ihnen ſo belebt iſt, daß alles durcheinander wimmelt. Andere halten ſich in größeren Tiefen auf, wie Pagurus Prideauxii, ein Einſiedlerfrebs, auf deſſen Shne>kenhauſe ſich faſt ausnahmslos ein der Familie der ſhönen Seeroſen angehöriger Polyp findet, die MantelAfktinie, Actinia (Adamsia) palliata. J< habe den Krebs mit ſeiner Aſtermieterin beſonders häufig mit dem Schleppneß aus der Tiefe des breiten Kanals von Zara erhalten. Außerordentlih gemein iſt er bei Neapel. Es iſt ein weiteres Beiſpiel für die merfwürdige Verkettung des Daſeins ganz verſchiedener organiſcher Weſen.

Dex engliſche Naturforſcher Goſſe meint, daß der Krebs nie ohne eine Adamſie auf ſeinem Gehäuſe vorkäme, und daß in den Fällen, wo man den Polyp auf einer Schne>enſchale ohne Paguren gefangen hätte, der Krebs herausgefallen ſei. Die Afktinie iſt ziemlich groß und nicht, wie andere, im Querſchnitt rund, ſondern queroval, indem ſi<h ihre Baſis in zwei ſeitliche Lappen ausbreitet. Das Tier wählt immer die innere Lippe eines Schne>>engehäuſes, um ſih anzuheften, und die zwei Fußlappen legen ſich nah und nah um die Mündung des Gehäuſes, bis ſie am Außenrande aneinander ſtoßen und hier verwachſen; ſo bildet das Tier einen Ring.