Charakterologie

218 Die pjychoanalytiihe Eharafterlehre

— eines lafjen jic) diefe Mächte in uns nicht gefallen: daß das bewußte Ic fie einfac) abblendet, ignoriert oder abörängt. Ein Teilzumindejit muß außerdem fic) direft erfüllen fönnen. Wäre das nicht, jo würde etwas, das nie= mals der Willfür des einzelnen unterjtellt werden darf, nämlid) die Erhaltung der Menjchenart, in Stage geitellt. Das Primitivite, aber Iebenswichtigite fordert aljo jein Recht auch) gegen das Id) und Iäht jich die völlige BeIhneidung jeiner Anjprüche nur unter dem Rijifo der pjychiichen Erfranfung gefallen. Das aber fann feine Minderung der Rechte des Ich; in fittlicher Hinficht bedeuten, jondern bildet die aud, jittli notwendige Ergänzung. Nur dadurd wird es möglich, da zwiichen den Grundforderungen der „Natur“ und dem Menjchen nicht ein einfacher Zwieipalt der Strebungen beiteht, jondern eine fittlid hochwertige und in jeder Hinficht fruchtbare Spannung, die vom Ich mehr fordert, aber damit au) die größere fittlihe Chance an das Ic) gibt. Das Id muß die Aufgabe leijten, jolidariich mit der „Natur“, aus der alles Leben erwädjt, ihr — diejer Natur die Höherjteigerung abzuringen. Eine Aufgabe, die wir um jo jchöner löfen werden, je harmonijher Natur und Sublimierungstraft in uns miteinander ausgeglichen find. Drängen wir die Triebe ab, erhebt jich das Ich in feiner Hybris über die Natur, jo wird die mädtigjte und Ietten Endes alleinige Kraftquelle in uns zum Aufrübrer. Derjagt das Ich den Trieben die notwendige direkte Erfüllung, die nad) Steud bei jedem Menjchen eine verjchiedene ijt — die Kraft der Sublimierung ijt ungleich verteilt —, jo verjucht das Unbewußte auf Schleihwegen, als Seind des Ih, als Aufrübrer jih jein Recht zu verjhaffen. Steud zitiert: „si nequeo flectere superos, acheronta movebo!“ Und zum Gegner des Ichs geworden; macht das Unbewußte nun das Ich jelbit „unecht“. Wir wiljen dann nicht mehr, ob wir, was wir wollen, wirflich wollen. Wir meinen „zu jchieben” und werden „gejchoben“. Das Unbewuhte dringt vertarnt in unjer Bewußtjein ein, und was nocd; immer zu herrjchen meint, das Ich, it in Wahrheit ein Produkt geworden des Niederen, das jich gegebenenfalls auf die Gefahr, die ganze jeelijche Einheit damit zu zerjtören, feine Erfüllung erzwingt.

An allen diejen Thejen würde ficher niemand weltanjchaulich oder ethijch Anjtoi genommen haben. Daß in diejer Seelenlehre alles Höhere als aus dem Niederen entitehend aufgefaht wird, dedt jich 3. B. geradezu mit dem Kern der Lehre des großen Kirchenphilojophen Thomas Aquino. Er lehrte, dab die Natur nicht gegenjätlich fteht zu den geijtigen Zielen des Menjchen, jondern daß fie, wo fie gejund wädjlt, jich von jicy aus höheriteigert, bis fie auf der Stufe menjchlihen Bewußtjeins jo gewadjlen ijt, daß fich ihr die Sphäre des Heiligen erjchliegt. Genetijche Ableitung Tann