Charakterologie
Die methodijchen Mittel 225
Triebjujtern darjtellt, in welcher Anjhauung dann dem Geijt nur der Charafter eines Nebenproduftes des „Eigentlihen" (eben der Triebe) bleibt.
Wir jagten, dak Sreud das Spätere mit dem Namen des Srüheren benennt. (Weil B aus A erwadjlen ift, ijt es A.) Dies gilt nicht ohne Ausnahme. Dann nämlich benennt Sreud umgefehrt das Srühere mit dem Namen des Späteren, wenn dies Spätere das Sexuelle ijt. Das Geijtige iit eigentlich Trieb, denn es fommt aus ihm; — die findliche Zärtlichfeit ijt eigentlich Serus, denn jie führt zu ihm. Entgegengejegte Argumente werden damit in den Dienjt der Entwertungstendenz geitellt!
Aus Steuds Lehre folgt ferner, daß das Seruelle jehr deutlicdy in jic) jelbjt jchon die Möglichkeit trägt, ji) zu jublimieren bzw. ji) durdy Span= nung mit den höheren Schichten jublimieren zu lajjen. Damit ijt das Seruelle von vornherein in feiner Qualität nichts Jdentijches. Es ijt als Seruelles zugleich die Möglichkeit zu Höherem. — Daran ändert es nichts, dab die Sublimierung dem Trieb „aufgezwungen“ wird. Denn jie wird ja von einer Injtanz aufgezwungen, die jelbjt wieder aus dem Trieb erwädjt. Damit verliert das Seruelle natürlich feine Abjolutheit, es ijt „eigentlid)” eben nicht nur jeruell, jondern diefe — wie einmal zugegeben jei — ausgeprägtejte Sorm ijt dennodh nur eine von vielen Sormen der Libido. Daß aber Sreud überhaupt den neutralen Wurzelbegriff der „gibido” einführte, gejchah doch, weil eben dieje Wandlungen der Qualität der Triebe deutlich zeigen, daß feine Identität vorliegt, jondern ein Entwidlungswandel, bei dem es aus der Natur der Sadye nicht folgt, dah man die eine Sorm als die „eigentlihe” Qualität fejthält und jtarrjinnig alles jeruell nennt, wo dieje Libido (wenn aud) in gänzlicdy neuen Quali= täten mit gänzlich neuen Erfüllungsmodi) aufzuweijen it.
Um aber zu enticheiden, ob überhaupt der Nachweis der Herkunft des Höheren aus dem Niederen zu einer Entwertung zu verwenden ijt, formt es ganz einfah auf die Stage an, ob das Höhere feinen Eigenwert und jeine Eigengeltung hat oder nicht. Im Religiöfen läßt ji) das nicht entiheiden, weil es feine Gottes-Beweije gibt. Wohl aber bei anderen Sublimierungen, 3. B. bei dem Sorjchungstrieb, der nad) Steud deutlich die Merkmale feiner Herkunft aus dem Schautrieb zeigt (!) — Schautrieb als Dortrieb zur jeruellen Betätigung.
It nun etwa das Sallgejeß in feiner Richtigkeit dadurd) erjchüttert, daß der es erforjhende Geijt im Schautrieb feine Bajis hat? (Dieje Theje einmal als richtig unterjtellt.) Oder find andere phyjitaliihe und hemijdhe Gejeße, die der Men durch jeinen Sorjchungstrieb erfannte, weniger
Helwig, Eharatterologie 15