Charakterologie
244 Die Charafterlehre der Individualpjychologie
nenten des normalen Charakters aufzuzeigen, die jich im jhwadhen Charakter nur deutlicher ausprägen.
Nod) furz ein Beijpiel der Anwendung in der Kindererziehung: Um die Slucht ins rein Objeftale beizeiten zu hindern, ijt es notwendig, das Kind jo früh wie möglich in die Subjeftjtellung zu bringen, ihm die Entjcheidungen zuzujchieben, da bejonders zarte Kinder naturgemäß den „Ort des geringjten Widerjtandes“ aufjuchen, der darin liegt, in vorgejchriebenen Bahnen verantwortungslos und wohlgeleitet zu wandeln. (Das Problem des „artigen Kindes.) Kindern, denen dieje charakterliche Gefahr droht, ijt darum jo wenig wie möglich zu „befehlen“. Dies wird in Erziehungsheimen, die auf individualpjychologiiher Grundlage aufbauen, 3.B. fonfret folgendermaßen durchgeführt: Dem Kind wird nicht befoblen, zum Abendejjen zu fommen, mit diefem oder jenem Spielzeug zu ipielen, beizeiten jich zu einem Spaziergang fertig zu machen ujw. Sondern es wird ihm nur mitgeteilt, daß jett Abendbrot gegejjen wird, dab jett Zeit ijt zu jpielen, daß es jich jeßt fertig mahen muß, wenn es den Spaziergang mitmachen will ujw. Die Entjcheidung aber wird dem Kinde jelbjt in die Hand ge= geben. Und die „Strafe” — wenn es fie faljch trifft — beitebt nur darin, daß die volle Lebenswirklichkeit dem Kinde jo nüchtern und jo unerbittlich, wie die individuelle Konititution des Kindes es zuläßt, zu fühlen gegeben wird. Das beikt: fommt es nicht zur rechten Zeit zum Ejjen, madt es jich nicht rechtzeitig fertig, jo findet es eben faltes oder gar fein Ejjen mehr vor, — oder es muß zu Hauje bleiben, weil die anderen jhon weggegangen ind zum Spaziergang ujw. Selbjtverftändlih muß man dies in allen Milderungen und Übergängen anwenden. Es gibt Kinder, die zunädhjt völlig vor diejer Aufgabe verjagen, zu Hauje bei ihren Eltern aber Mujterfinder waren. Jedenfalls ijt das Grundprinzip äußert wertvoll: dem Kinde jo frühzeitig wie möglich) ein Modell des wirklichen Lebens zu geben, und nicht das fünjtliche und wenig erzieherijhe einer Welt, in der ihm alles be= fohlen und angegeben wird, wodurd ji „objettal“ veranlagte Kinder an eine Lebensführung gewöhnen, die ihnen jpäter verhängnisvoll wird.
In feiner „Einführung in die Charafterfunde"t) jtellt Künfel vier jebr gut gejehene „Typen der Ichhaftigfeit” auf, die wir aböruden:
I
| Derweichlicht | Derhärtet
Star: | Caejar:
Aktiv: anjpruchsvoll, berrijch, will bewundert werden will gefürchtet werden
heimden: Tölpel: Pajjiv: webleidig, itumpf, will bejhüßt werden will in Rube gelajjen werden
1) 6. Aufl. Leipzig 1954.