Das Autoritäts = Prinzip und die Revolution von 1789

Die Revolittion. 4

bald ſi<h wieder Gelegenheit dazu bot; unter die Gewalt derGeiſtlichkeit zurü> zu ſinken. Das fühlte man bald. General Clarke ſ{hreibt um das Jahr 1800 in einem Briefe an Bonaparte: „Unſere Religionsrevolution iſ uns mißlungen. Man iſt in Frankreich wieder römiſh-katholiſh geworden. Es \ſinddreißig Jahre Preßfreiheit erforderlih, um die geiſtige Macht. des römiſchen Biſchofs zu ſtürzen.“ Dieſe Worte treffen den Nagel auf den Kopf; nur daß man dreihundert ſtatt dreißig ſehen und der Preßſreiheit obligatoriſchen, unentgeltlichen und: abſolut weltlichen Unterricht hinzufügen muß.

Daß hierin durchaus keine Entſchuldigung für die religiöſe Reſtauration liegt, iſt jedoh eben ſo gewiß. Welcher= [ei Ausſchreitungen auh no<h hin und wieder in der Praxis ftattſanden : geſeßmäßig herrſchte in Frankreih zu der Zeit, als das Konkordat abgeſchloſſen ward, vollkommene Religionsfreiheit. Auf die Prieſterverbannungen des Konvents und die mangelhafte Toleranz des Direktoriums war rechtlich eine voll= fommene Sicherheit für alle Religionsbekenntniſſe gefolgt, inz dem der Prieſtereid weggefallen und durch ein einfaches Ver=ſprechen, dem Geſeße gehorchen zu wollen, erſezt worden wax, und indèm jeder Prieſter durch freiwillige Beiträge ſeiner Gemeinde unterhalten ward, ohne daß der Staat ſich darein miſchte. Selbſtverſtändlih fielen dieſe Beiträge nicht allzureichli<h aus, und mancher Prieſter ſehnte ſih nah den fetten" Fleiſchtöpfen früherer Zeit und nach der Allianz zwiſchen dem Scepter und dem Weihrauchfaſſe zurück, welches Robespierre einmal geſchildert. Bonaparte hatte die Wahl, den Keim zu religiöſer Freiſinnigkeit und Freiheit, welcher ſo kräftig emporgeſchoſſen war, zu entwickeln, oder den religiöſen Fanatismusund die geiſtliche Herrſh- und Gewinnſucht als ein Werkzeug: ſeiner Macht zu benußzen. Zwiſchen einen ſicheren Vortheil! auf der einen, und ein großes und edles Princip auf der andern Seite geſtellt, beſann er ſi< niht lange. SeineHerrſchgier wählte für ihn.