Das Nordlicht. Bd. 1-2

EB Wasserträgerkaryatiden,

Einst wart ihr Romas Ziegelsklaven, Und heute seid ihr Invaliden,

Die früh, mit hohen Architraven,

Sich fort und fort in sich verschlangen, Bis sie im fernen Apennin

Die keuschen Quellennymphen zwangen, Vor ihrer Kaiserin zu knien.

Die klaren Bergströme ergossen,

Wie Strahlen, senkrecht sich nach Rom Und sprangen, sprudelten und flossen Dort munter als Brillantenstrom.

In Iriskränzen wühltet, spieltet

Ihr Tropfen und ihr frohen Lichter: Ihr frischen Blumenschäume kühltet Der Götter Marmorangesichter.

Dann stürzte Zeus von seinem Throne! Die Nixen wurden bald verjagt,

Und blasser ward der Glanz der Weltenkrone, Die siebenzackig sonnwärts ragt.

Ihr Invaliden steht ermattet

In der Campagna nun allein; Verstümmelt, weinumrankt beschattet Ihr Ziegen noch im toten Hain.

Voll Trauer seht ihr, wie die Reben, Sonntrunken in verschlungnen Reihn Und stolz auf den Albanerwein,

Rings freudig in die Weite streben.

Ihr Saft quillt goldig aus den Trauben, Die in des Herbstes Purpurlauben, Umrankt von grünen Efeuschlangen, Auf tiefgebeugten Ästen prangen. Durchglüht den Wald der Abendschein, Beginnt das Licht sanft zu verklingen, So ists, als ob im Pinienhain

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