Das Nordlicht. Bd. 1-2

ie Erde braust dem Sonnenlicht entgegen, Als flöge sie in des Geliebten Arm:

Sie will sich eng an seine Fülle legen,

Denn sie ergibt sich ihm bewußt und warm.

Die Schöpferglut, die sich im All verschwendet, Die lebenstrahlend durch das Dunkel schweift, Wird so den Erdenkindern zugewendet,

Und unser Leben wogt dadurch und reift.

Nun beugt die Erde ihren Felsennacken

Vor Gottes Licht, zu seinem heißen Kuß: Der Tag kann sie mit Strahlenarmen packen, Und es durchschauert sie ein Feuerfluß.

Sie ist der Wonne inbrünstig ergeben!

Der Lebenshauch, der ihren Leib umschmiest, Scheint überall die Freude zu erstreben,

Denn was ans Licht kommt, wird von ihm gewiegt.

Sie kann, befruchtet durch den Sonnenwillen, Der kühn und steil durchs ewge Dunkel drängt, Den Durst der eignen Sonnenkinder stillen, Denn Lebensmilch ist Licht und Luft vermengt!

Der Sonnentag, der jede Wesensregung

Im reinen Erdenschoße zeugt und säugt, Entblößt die Demut aus der Urbewegung Der treuen Erde, die vor ihm sich beugt.

Dann furcht er sie in alle Kinderseelen,

Die er aus dunklen Schlummerbanden engt,

Denn Werden heißt, den Wunsch der Form vermählen, Und ist der Staub, der sich dem Geist verschenkt.

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