Das Nordlicht. Bd. 1-2

Ach, würden sie des Nachts in deinem Haar erglänzen, So trieben sie mich wohl von deinem Herzen fort,

Denn huschten, schwirrten sie um dich, in irren Tänzen, So lockten sie mich noch, wer weiß, an welchen Ort.

Du würdest meinen Armen immer mehr entweichen, Du wärest meinem stärksten Wollen bald entrückt:

Mein Weib, ich könnte dich dann nirgends mehr erreichen, Und du verschwändest mit dem Lichte, das dich schmückt!

So leg dich nun zu mir, in trauter Seelenstille,

Und warte sanft auf deinen ersten Wüstentraum.

So schlummre denn, nach innen schaue die Pupille: Drum gute Nacht! Dein warmes Atmen fühl ich kaum —

Den Würmchenglanz, der deine Haare grün besternte,

Vermiß ich leicht — denn Sterne sind in uns erwacht —

— Ja, bald erkeimt, ersprießt in dir des Gutseins größre Ernte —

Und wir lustwandeln nun in dunkler Traumesnacht!«

Is morgens Mann und Weib im Wüstensand erwachten,

Betrachteten sie rings die Welt und blieben stumm. Das war, weil sie ihr Träumen langsam überdachten, Dann blickten sie sich an und wieder schüchtern um.

Doch endlich sprach der Mann zu seinem teuren Weibe: »Wir sind in dieser Wüste völlig ungewandt,

Drum merke dir, wie ich es mit den Tieren treibe,

Und lerne selbst ihr buntes Leben hier im Sand.

Sie herrschen da und würden sich am Menschen rächen, Versuchte er in ihrem angestammten Reich,

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