Das Nordlicht. Bd. 1-2

Die Schatten wurden hurtig immer trüber, Und ohne Willen gab sie ihm. den ersten Kuß.

Da fielen nun des Weibes dunkelschwarze Haare Dem Manne über seine Schultern weich herab; So wuchs der Mut, der Wanderwunsch im Paare: Da eines stets dem andern, was es fühlte, gab.

Als sie den Wüstenuferrand beinah erreichten, Versank sein Fuß noch tief in Moos und Tang,

Und einge letzte Strahlen, die nun auch erbleichten, Vergoldeten noch leicht die Spur vom schweren Gang.

Am Ufer wuchsen schattenbleiche, blaue Blüten.

Das Weib hätte sie gern, zum Schmücken, abgepflückt, Doch wollt er das, bei ihrer Ankunft, keusch verhüten, Und fast behutsam hat er sich durchs Feld gedrückt.

Kauın hatten sie der Wüste Blütensaum durchschritten,

Als jedes sich, erschlafft, im Sande niederwarf,

Dann sprach der Mann: »Das Pflücken hab ich nicht gelitten,

Da niemand seinen kleinen Wünschen folgen darf!

Die Welt birgt weniger Gefahr als unser Wesen, Drum bleiben wir vor unsern Feinden auf der Hut: Ich weiß nicht, hättest du die Blüten aufgelesen, So glaub ich, hätten wir nicht friedlich ausgeruht!

Vielleicht umhüllen diese blauen Blumen Lichter,

Die nachts, am Moorrande, zum Flammenreigen ziehn.

Du sahst sie doch im Wald, an manchem Wassertrichter ?

Sıe locken, haschen sich, um plötzlich zu entfliehn!

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