Das Nordlicht. Bd. 1-2

Weib, was mußtest du am Wüstenweg. erdulden, Du schmiegtest dich ans eigne rätselhafte Sein, Gleich dunklen Winterwolken in verschloßnen Mulden,

Sank schwerer Kummer leise in dein Wesen ein.

Du Sonnentochter bliebst den Erdenwünschen günstig, Dein Fühlen ist verzweigt und Freuden zugeneigt,

Der Lenz, der uns durchzieht, ist blütenreich und brünstig, Und glücklich, wenn im Weib ein Urwald jung entsteigt.

In dieser Wildnis will, was sich besaß, umfassen,

Da wirft sich Längstverschwundnes Liebesblieke zu, Da überspringt der Frühling Zucht und Rang der Rassen, Und was sich rasch gefällt, umschlingt sich auch im Nu.

Das Weib hat uns die Seelenweichheit hold gerettet, Da sichs aus Sanftheit unserm Lichtgeheiß gefügt; Es hat die Lust mit der Enthaltung zart, verkettet, Und diesem Widerspruch, durch seine Scham, genügt.

Sanft trägt das Weib in sich die Seelenmacht verschlossen, Sein Unerklärbares bewältigt kein Verstand,

Doch kann ihm eine Geistesschöpfung kaum entsprossen, Denn alles sucht im Weib den inneren Bestand.

T: Seelen, haltet euch in trauter Lust umfangen: Was ihr an Güte habt, das legt in euren Kuß! Entzündete die Keuschheit früher eure Wangen,

So glüht auch euer Glück nun einen Seelenguß.

O Weib, so nimm den Mann! Du darfst ıhn ganz umschlingen, Denn seine Wurzeln dringen schon in deinen Schoß.

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