Das Nordlicht. Bd. 1-2

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Die Nacht hab ieh mit Gold umzogen! Die Sterne deckt ein Feuerflor,

Mein Herz erglüht den Nordlichtbogen, Er brückt sich fort: vor Gott empor!

Ihr hohen Tore aus dem Osten,

Du überstülptes Wunderhorn,

Du Sonnendom mit goldnen Pfosten, Versprühst Byzanz: sein reifstes Korn.

Du hältst in dir, als voller Same, Die Wüstenträume eingekerbt: Daß Asiens Glaube nicht erlahme. Hat dich Venedig übererbt.

Es ruhen Heilige, Propheten

In manchem goldnen Tempelsarg: Sie warten demutstumm und beten, Denn ihr Gemüt ist hoffnungsstark.

Aus Menschennähe hoben Christen

Die Märtyrer in Sternenglanz,

Den Himmel, den wir sonst vermibten, Verbildlichte und wahrt Byzanz.

Venedig, deine Ferngestalten Bringt unsre Wesenheit ans Licht, Die spätgebornen Christen halten Sieh sanft an Jesus Erdgesicht.

Man holt in geldnen Prozessionen Des Tempels Sonnenschatz hervor. Die Engel sollen menschlich wohnen, Schon öffnet sich das Mittagstor.