Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

gloubie unde bekante an allen worten und bewisungen, swaz ir bezeichent wirt, ez si von den menschen oder von geisten, dar umbe endarf si nieman vrägen alse etliche, die der wärheit niht enphähent“ (Pf. 76 (1): = Qu. 62,28 ff).

Diese untergeordnete Stellung des Glaubens läßt sich au aus anderen Texten belegen: Pf. 54: 175,1: „Die aber disiu dine niht wol verstent (sc. von den göttlichen Personen und dem Wesen) die keren wider üf den glouben...“. In Pf. 76 (2): 245, 1 ff unterscheidet Ed<hart drei Arten von Gotteserkenntnis: Im Glauben, in der Gnade und im göttlichen Licht. Diese Dreiteilung bedeutet zugleich eine Steigerung und Höherwertung der Erkenntnisart. Dem entspricht Pf. 92: 502,25, wo Eckhart im Anschluß an ein Dionysiuszitat, das die religiösen Menschen einteilt in: der göte kinder, göte und der göte veter, die Erkenntnisweise der ersten Gruppe bestimmt als „lieht des glouben und tou der gnäden“, der zweiten Gruppe als ..daz lieht dä wir &wicliche inne geswebet hän in sime sune“, der dritten Gruppe als „lieht in gote“. Wie sehr immer traditionelle Motive verarbeitet sein mögen, so ist doch aus all diesen Texten die Tendenz sichtbar, dem Glauben eine untergeordnete Stellung anzuweisen. Als bestimmend hat dafür die Predigt 59 zu gelten, die unter Eckharts Predigten zu den systematisch bedeutsamsten gehört. Im BgTr. ordnet er das Glauben dem Wissen gleich (13,52 ff). Im Ganzen spielt das Problem des Glaubens bei Eckhart keine Rolle und der Glaube in seiner Funktion als Erkenntnismotiv gleichsam ist durch die grundsätzliche Neuorientierung seiner Theologie religiös überflüssig geworden, wenn man für ihn nicht eine total andere und eigentlich religiöse Aufgabe setzt, das Motiv der Zuversicht zu Gott zum Ausdruck zu bringen (cf. BgTr. 50,52 f: Pf. 55: 176, 31 f; RdU. 22, 54).

2. Das Leid und die Erlösung.

Selisgkeit ist Einheit mit Gott, in der die Kreatürlichkeit, das Nichts überwunden ist, dadurch daß sie hinaufgehoben wurde ins Wesen. Die hier zu Grunde liegende Schematik von Sein und Nichts gibt in dieser ihrer Anwendung auf das Problem der Seliskeit nun auch die Auflösung seiner negativen Seite: Sie ermöglicht die exakte Bestimmung des systematischen Ortes für das Problem des Leides und seiner Überwindung in der Erlösung. Das Leid gehört in den Sinnbereich des malum, Dieses bestimmte ld<hart nicht als eine positive Kraft in der Welt, sondern als Privation und als solche als Konträrbegriff zum bonum und

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