Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Rauchwerk gegeben wurde, damit er es bei den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne Gottes darbringe. Dieſes Rauchwerf ſind ſeine Worte, die gleich einer goldenen Kette aus ſeinem Munde fließen; und darum muß ich in Demuth bekennen, ſoll ih überhaupt eine Meinung ausſprechen, daß ih mich ganz auf die Weisheit und Frömmigkeit unſeres hochfürſtlichen Vorſißers ſtüße, und Alles ſeiner von dem Herrn der Heerſchaaren erleuchteten Einſicht überlaſſe.“

„Dieſe Rede hätte Blumauer hören ſollen,“ ſagte Pirkheim ſeinem Nachbar in's Ohr, „ſie paßte ganz in die Aeneide; traveſtirt iſt ſie ſchon.“

„Hochwürdige Brüder,“ begann wieder der Kardinal, „es iſt von höchſter Wichtigkeit , daß der neue Monarch ſogleich eine klare Einſicht in das bekomme, was ſeinem Reiche noth thut. Es iſt niht zu läugnen, daß den Uebelgeſinnten mancher Anlaß gegeben wurde, auf ihn ihre Hoffnungen zu ſtüßen. Aber wir erwarten von Leopold dem Zweiten, daß er ſich mit Schre>en von einer Bahn abwenden wird, von der wir ſehen, wohin ſie führt, wenn wir nah Frankreich bli>en; wir erwarten mit Zuverſicht, daß er den verderblichen