Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

ROR

während das untere deſſen vertrauter Sekretär einnahm. Nach einer kurzen Pauſe, die zu Begrüßungen verwendet wurde, lüftete der Prälat das rothe Käppchen, welches die Glaze ſeines ſpärlich mit weißen Haaren bede>ten Kopfes barg, und ſprach:

„ Hochwürdige Brüder! Dem unerforſchlichen Rathſchluſſe des Höchſten hat es gefallen, unſern mächtigen Kaiſer und geliebten Herrn am frühen Morgen des heutigen Tages aus dieſer Zeitlichfeit abzurufen. Joſeph Tl. iſt niht mehr. Von Ihnen, theure Brüder in Chriſto, erwarte ich, daß Sie mit mir die ganze Größe dieſes Verluſtes mit tiefem Schmerze empſinden und des verewigten Monarchen nicht bloß vor dem Altare im heiligen Meßopfer, wie dies ohnehin verordnet werden wird, ſondern auch in Ihrem Privatgebete andächtig eingedenk ſein werden. Aber wie groß auch die Trauer ſein mag, welche uns in dieſen feierlichen Augenblicken ergreifen muß, o darf ſie uns doch nicht abhaltew, für die unſerer Lehren und Aufſicht anvertrauten Gläubigen unſere Hirtenſorgfalt zu bethätigen. Sie wiſſen, meine Brüder, und haben es mit mir oft genug beklagt,